Anzeige
Naturereignisse/Naturkatastrophen

Modell für die Zukunft

Dichtes Sensorennetz in Einzelhaushalten und kritischen Infrastrukturen

Selbstorganisierende Monitoring- und Informationssysteme wie SOSEWIN werden nach Einschätzung der GFZ-Forscher in Zukunft wahrscheinlich eine zunehmend wichtige Rolle in der Messwerterfassung und im Management von Ballungszentren übernehmen. Der Einsatz selbst-organisierender Sensornetze ist nicht auf seismologische Frühwarnung und das Katastrophenmanagement beschränkt, vielmehr ist ein weiter Bereich an mobilen oder fest installierten Anwendungen denkbar, die das Management von Ballungszentren und Megacities erleichtern können.

Installationen der Sensoren Fatih Sultan Mehmet-Brücke während der Testmessungen im Juni 2008 © GFZ-Potsdam

So sollen zukünftig Einzelsensoren auch von privaten Haushalten und Betrieben erworben werden, damit sich diese an der Frühwarnung direkt beteiligen können. Flächendeckend könnten damit tausende Sensoren verteilt werden, um im Erdbebenfall in möglichst jedem Haus, jeder Etage oder sogar jeder Wohnung die Boden- und Gebäudebewegung zu erfassen. Die vielen Daten erlauben die Darstellung der Bodenerschütterungen in detaillierten Karten und ermöglichen dem Katastrophenmanagement eine schnelle und realistische Einschätzung der Schadensverteilung.

Einsatz auch an Bosporus-Brücken

Neben dem Einsatz in Wohngebieten ist geplant, SOSEWIN auch zur Überwachung kritischer Infrastruktur, wie zum Beispiel die den Bosporus überspannenden Brücken, einzusetzen. Zu Testzwecken haben Wissenschaftler deshalb bereits Messungen an der nördlich gelegenen Fatih Sultan Mehmet-Brücke durchgeführt, um dynamische Eigenschaften wie das charakteristische Schwingungsverhalten der Brücke zu bestimmen. Parallel zu den seismischen Messungen registerten die Sensoren auch kontinuierlich die auf die Struktur wirkende Windlast.

Das Monitoring erlaubt somit eine permanente Kontrolle der dynamischen Parameter, so dass nach einer Erdbebenbelastung die ermittelten Daten mit denen verglichen werden können, die vor und während des Bebens aufgezeichnet worden sind, um den Gebäudezustand nach einem Beben richtig

einzuschätzen und bei starken Abweichungen gegebenenfalls eine Sperrung zu veranlassen.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. weiter

Birger-Gottfried Lühr, Claus Milkereit, Stefano Parolai, Matteo Picozzi, Heiko Woith, Angelo Strollo, Mustafa Erdik, Atilla Ansal, Jochen Zschau / GFZ-Potsdam
Stand: 03.06.2011

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Sekunden für Istanbul
Erdbeben-Gefahr und Anfälligkeit der Infrastruktur in der Millionenmetropole am Bosporus

Nächster Halt Istanbul?
Bebenwanderung entlang der Nordanatolischen Verwerfung

Wie stabil sind die Gebäude?
Satellitendaten helfen bei Erfassung der Gebäudestabilität

Westen der Stadt besonders gefährdet
Sedimente verstärken Bebenamplituden

Warn-Netzwerk organisiert sich selbst
Prototyp eines selbstorganisierenden Frühwarn-Systems im Einsatz

Modell für die Zukunft
Dichtes Sensorennetz in Einzelhaushalten und kritischen Infrastrukturen

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

Japan: Erhöhtes Erdbebenrisiko für Tokio
Versatz erhöhte Spannungen im Untergrund, sieben Gebiete besonders gefährdet

Forscher rekonstruieren Vansee-Vergangeheit
Bohrkerne enthüllen 400.000 Jahre Entwicklungsgeschichte des türkischen Gewässers

Sedimentwellen als „fossiler Seismograph”
Wellenmuster im Untergrund helfen bei der Identifizierung lang vergangener Beben

Dossiers zum Thema

Erdbeben - Vorhersagbar oder aus heiterem Himmel?