Anzeige
Anthropogeographie

Kein Müll und keine Abwässer

Ökostadt als Flaggschiff des „One Planet Living“-Programms

Jeder Deutsche produziert pro Jahr durchschnittlich 454 Kilogramm Haushaltsabfälle– mindestens. Macht bei einer Stadt mit 50.000 Einwohnern summa summarum 22.700.000 Kilo Müll. Das entspricht in etwa dem Gewicht von 22.700 Autos. Hinzu kommen jedoch noch die Abfälle aus Industrie und Wirtschaft. Ein Teil, etwa Plastik und Papier, wird wiederverwertet, der Rest landet auf Deponien oder in einer Verbrennungsanlage.

So könnte der Flugsaurier Hamipterus tianshanensis zu Lebzeiten ausgesehen haben. © Chuang Zhao

Recycling ist Trumpf

Masdar City will auch in diesem Bereich neue Maßstäbe setzen und nahezu müllfrei auskommen. Das Konzept basiert auf zwei Prinzipien: Müllvermeidung und konsequentes Recycling. Gerade bei letzterem liegt in Abu Dhabi – und auch in den anderen Emiraten bisher einiges im Argen. Sie sind nicht gerade als Recycling-Weltmeister bekannt. Die Folge: Die Umweltverschmutzung nimmt rasant zu.

Dem wollen die Planer der Ökostadt von vornherein einen Riegel vorschieben. Was in Deutschland längst Standard ist, soll daher auch in Masdar City in großem Maßstab Einzug halten: wiederverwendbare Verpackungen und Gebrauchsgegenstände. Dies gilt in der stadteigenen Uni „Masdar Institute of Science and Technology“ genauso wie am Arbeitsplatz oder in Geschäften. Wer beispielsweise künftig in Masdar City an mobilen Trinkwasserspendern nach Plastikbechern sucht, vergeudet seine Zeit. Stattdessen wird der Durstige auf dem direkten Weg in die Küche dirigiert, wo er ein wiederverwendbares Glas bekommt.

Vorbildliches Abfallkonzept – zumindest für arabische Verhältnisse

Verschiedene Rohstofftonnen in den Büros, in denen nach europäischem Vorbild Wertstoffe getrennt gesammelt werden, sind ein weiteres Beispiel für das zumindest für arabische Verhältnisse vorbildliche Abfallkonzept in Masdar City. Auch ansonsten ist die Wiederverwendung des anfallenden Mülls Trumpf in der Ökostadt: Recycling, Kompostierung und – nicht zuletzt – waste to energy, die Nutzung von Abfall zu Stromproduktion, sollen dazu beitragen, dass am Ende nur etwa ein Prozent des Mülls auf einer Deponie landet.

„Damit hat man schon jetzt in der Bauphase begonnen: Nicht mehr benötigte Holzverschalungen zum Beispiel werden geschreddert und dienen zum Humusaufbau in den Gartenanlagen“, berichtet das Forum Nachhaltig Wirtschaften auf seiner Website. Übrig gebliebene Feststoffe sollen nach Möglichkeit als Baumaterial zum Einsatz kommen.

Anzeige
Trinkwasser © USDA/NRCS

Stadt ohne Abwässer

Was für den Müll gilt – Prinzip „so wenig wie möglich“ -, ist in Masdar City auch beim Thema Wasser vorgesehen. So soll der Trinkwasserverbrauch in der 50.000 Einwohner-Metropole pro Kopf rund 50 Prozent unter dem landesüblichen Durchschnitt liegen. Ein wichtiger Mosaikstein beim Wassersparen wird die mit erneuerbaren Energien betriebene stadteigene Wasseraufbereitungsanlage darstellen.

Alle anfallenden Abwässer sollen dort so gut gereinigt werden, dass sie anschließend zur Bewässerung von Gärten und Parkanlagen in der City genutzt werden können. Oder sie könnten außerhalb der Stadtgrenzen in der Landwirtschaft zur Berieselung von regionalen Feldfrüchten dienen.

Flaggschiff des „One Planet Living“ Programms

Fazit: Das „grüne“ Gesamtkonzept von Masdar City erfüllt und übertrifft sogar die zehn Nachhaltigkeitsprinzipien des „One Planet Living“-Programms. Dabei handelt es sich um eine globale Initiative, die von der britischen Nichtregierungsorganisation BioRegional und dem World Wide Fund for Nature (WWF) ins Leben gerufen wurde.

One Planet Living soll zeigen, dass es möglich ist in ökologischen Grenzen zu leben und trotzdem die Lebensqualität der Menschen zu steigern. BioRegional und der WWF haben mittlerweile Masdar City als eines der Flaggschiffe in ihr Programm aufgenommen – nicht ohne vorher zusammen mit der Regierung von Abi Dhabi eine Nachhaltigkeitsstrategie für die entstehende Modellstadt festzulegen.

Masdar Plaza von oben © LAVA / attelier illume

Ökostadt auf dem Prüfstand

Dazu Razan al-Mubarak vom WWF in Abu Dhabi in einem Beitrag für die Deutsche Welle: „Wir alle wollen eine hohe Lebensqualität, wir wollen die Umweltressourcen schonen, und wir wollen unseren Kindern und Enkelkindern einen gesunden Planeten hinterlassen. […] Masdar City beruht auf den Prinzipien, die, wenn es um Nachhaltigkeit geht, häufig vernachlässigt werden: Fairer Handel, Gesundheit, Glück, Respekt für örtliche Traditionen und Kultur“.

Der WWF wird das Projekt begleiten und überwachen, ob die fest gelegten Ziele auch erreicht werden. „Das ist ein rigoroser Prozess, der letztlich zeigen wird, ob Masdar tatsächlich nachhaltig ist oder das nur behauptet“, erklärt Eduardo Gonçalves vom WWF in London.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. weiter


Stand: 27.08.2010

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Ökostadt im Erdöl-Land
Masdar City in Abu Dhabi

Öko statt Öl?
Abu Dhabi setzt auf Image- und Wirtschaftswandel

Tradition ersetzt Wolkenkratzer
Nachhaltiger Städtebau ist Trumpf

Sonne satt!
Masdar setzt auf „grünen“ Strom

Roboter-Kabinen statt Luxuskarossen
Abgase ade?

Kein Müll und keine Abwässer
Ökostadt als Flaggschiff des „One Planet Living“-Programms

Mehr als nur eine Ökostadt
Masdar City als Drehscheibe für Zukunftstechnologien

Von der Vision zur Wirklichkeit
Projekt Masdar City in Gefahr?

Wettlauf um die erste Ökostadt der Welt
Masdar City verliert Konkurrenten

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema