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Umwelt

Müll-Meer Nordsee

Auch das Mittelmeer ist betroffen

Das Mittelmeer © NASA

Ebenfalls mit einem massiven Vermüllungsproblem zu kämpfen hat das Mittelmeer – wenn auch nicht in Form gewaltiger Müllstrudel. Nach Berechnungen der Meeresschutzorganisation GreenOcean schwimmt dort durchschnittlich alle 80 Meter ein größeres Stück Plastik im Wasser. Hinzu kommt der Plastikmüll, der unter der Oberfläche treibt oder sich auf dem Meeresboden ansammelt.

„Wir kamen innerhalb der vergangenen fünf Jahre bei Untersuchungen und Unterwasserarbeiten darauf, dass wir allein im Mittelmeer bis zu 200 Millionen Tonnen Ablagerungen an Kunststoffmüll haben“, sagt Robert Groitl von Green Ocean im Oktober 2008 in einem Bericht für die 3sat-Sendung Nano.

…und von Vorgärten voller Abfall

Ähnlich sieht es in den heimischen Meeresgewässern aus. Auch sie sind längst zu gigantischen Müllhalden verkommen. Das sagt zumindest der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und er hat auch ganz konkrete Zahlen parat. Danach wird allein die Nordsee jährlich mit 20.000 Tonnen Plastikmüll überflutet. Tendenz auch hier stark steigend. Vermutlich befinden sich inzwischen bis zu 600.000 Kubikmeter Müll auf dem Meeresboden des ohnehin überstrapazierten kleinen Randmeeres, berichtet der NABU.

„Was wir an den Küsten und auf dem Wasser sehen, ist nur die Spitze des Eisbergs. Mehr als 70 Prozent des Mülls sinkt zum Meeresboden und bleibt unseren Augen verborgen“, erklärt der NABU-Meeresexperte Kim Detloff.

Epizentrum des Bebens © NEIC

Flüsse als Mülltaxis

Nordpazifik, Nordatlantik, Mittelmeer, Nordsee: Kaum eine Meeresregion weltweit scheint vor unserem Zivilisationsmüll sicher. Das ist aber auch kein Wunder, denn eine Studie des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) hat gezeigt, das insgesamt sagenhafte 6,4 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen landen – jährlich. Hinzu kommt anderer Abfall wie Blechdosen, Glas oder ausrangierte Metallteile.

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Die Frage, wie der Abfall ins Meer gelangt, ist längst geklärt. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass vor allem Flüsse als Mülltaxis fungieren. Erstaunliche 80 Prozent des Kunststoffs gelangen mit ihrer Hilfe in die Ozeane weltweit. Der Rest des Plastikmülls stammt von Handelsschiffen, Bohrinseln, Ausflugsbooten oder Kreuzfahrtschiffen. Und dies obwohl die „International Convention for Preservation of Pollution from ships“ der internationalen Seeschifffahrtsbehörde (IMO) in der Anlage V ausdrücklich jegliche Entsorgung von Kunststoffen im Meer unter Strafandrohung verbietet. Stattdessen sollen der abfallende Abfall in den Häfen abgeliefert und entsorgt werden. Doch das ist vielen Schiffseignern nicht nur zu mühsam sondern auch zu teuer.

„Müll über Bord“

Oft genug wird Kunststoffabfall deshalb an Bord zusammen mit Biomüll geschreddert und dann illegal entsorgt. Doch Plastik ist in der Regel ausgesprochen haltbar und verrottet nur langsam. Je nach Zusammensetzung kann der Abbauprozess zum Teil mehrere hundert Jahre dauern. Kein Wunder, dass die Plastikinvasion der letzten rund 50 Jahre für viele Meeresorganismen eine elementare Bedrohung darstellt.

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Dieter Lohmann
Stand: 19.03.2010

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Müllkippe Meer
Ein Ökodesaster mit Langzeitfolgen

Ein Superhighway aus Plastikmüll
Umweltkatastrophe im Nordpazifik

Dicke Suppe aus Kunststoffteilen
Great Pacific Garbage Patch gibt Geheimnisse preis

Ein Abfallkarussell im Nordatlantik
Sargassosee macht Great Pacific Garbage Patch Konkurrenz

Müll-Meer Nordsee
Auch das Mittelmeer ist betroffen

Plastiktüten und Geisternetze als Killer
Der Abfall und die Folgen

Die Spur des Gifts
Bisphenol A, POPs und noch viel mehr

Ökodesaster ohne Ende?
Der Kampf gegen Plastik

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Größe des pazifischen Müllstrudels übertrieben?
Ausdehnung, Dichte und Zunahmerate des „Great Pacific Ocean Garbage Patch“ geringer als vielfach angegeben

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