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Geologie/physische Geographie

Drei Brüder in Indien

Auf den Spuren Alexander von Humboldts

Es ist das Jahr 1854. Schon knapp ein Jahrhundert vor Willy Merkls Expedition zum Nanga Parbat sind Deutsche im Himalaya unterwegs, die sogar als die ersten Europäer gelten, die den Berg überhaupt gesehen haben.

Angesteckt durch Humboldt

Die Gebrüder Schlagintweit © Familie Schlagintweit

Herrmann, Adolph und Robert Schlagintweit, drei Brüder und allesamt begeisterte Alpinisten, Gletscherforscher und Botaniker, haben sich auf Empfehlung des bereits 80jährigen Alexander von Humboldt nach Indien aufgemacht, um vor allem auf dem Dach der Welt noch unbekannte Gegenden zu kartieren und den Erdmagnetismus zu erforschen.

Auftraggeber für die Indien-Reise, die ihnen von Humboldt organisiert hat, ist die „East Indian Company“. Die Brüder sollen dort einen bereits begonnenen Magnetismus-Auftrag der Gesellschaft fertig stellen .

Die Schlagintweits hoffen, neben den magnetischen Untersuchungen auch weitere Erkenntnisse in der Gletscherforschung sammeln zu können. Das ist zu Lebzeiten der Brüder nicht ganz ohne Brisanz, wird doch von der Mehrzahl der Zeitgenossen – so auch von Alexander von Humboldt – die These vertreten, dass der Himalaya keine Vergletscherungen aufweist.

Als die Brüder Indien endlich erreichen, melden sie Humboldt sogleich per Brief ihre Ankunft: „Nach einer sehr glücklichen Seereise kamen wir am 26. October hier in Bombay an, alle drei von der Seekrankheit fast völlig unberührt, so dass wir uns ungestört unseren Beobachtungen widmen konnten.“

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Getrennte Wege

In Indien trennen sich dann die Wege der Brüder. Herrmann, der Älteste, 1826 geboren, reist am Brahmaputra entlang nach Darjeeling. Dann führt es ihn nach Bhutan, wo er einige Zeit in einem Mönchkloster lebt. Im März 1856 kehrt er schließlich nach Kalkutta zurück.

Adolph und Robert dagegen wollen nach Nepal. Da sie dorthin zunächst nicht einreisen dürfen, aber weiter auf eine Genehmigung hoffen, verbringen sie mehrere Wochen in Almora und in Nainital im äußersten Nordosten Indiens. Als alles Warten nichts nutzt, kehren sie um. Robert wählt den Weg durch die Täler. Adolph zieht in 5.416 Meter Höhe über die Pässe.

Mount Everest © Familie Schlagintweit

Von Nordindien aus wagen Adolph und Robert im Sommer 1855 dann gemeinsam den Vorstoß ins verbotene Tibet, müssen aber umkehren, weil sie . Doch auf dem Rückweg gelingt den Brüdern Sensationelles. Im August 1855 dringen sie bei dem Versuch, den Gipfel des Kamet zu besteigen, bis in eine Höhe von 6.785 Meter Höhe vor – Weltrekord! Den Gipfel können sie allerdings wegen schlechten Wetters nicht erobern. Adolph schreibt später: „Es war die anstrengendste Bergbesteigung, die ich je gemacht habe.“

Erste Ergebnisse

Später, im April 1856, treffen Adolph und Robert ihren Bruder Herrmann wieder, der allein bis Nordindien vorgedrungen ist. Jetzt tun sich Herrmann, der Älteste und Robert, der Jüngste, zusammen. Gemeinsam ziehen sie in Richtung Norden über den Himalaya hinaus. Sie erkennen die nördlichen Ausläufer des Himalayas als eigenständige Gebirgszüge und geben ihnen die Namen Karakorum und Kunlun. Ebenso stellen sie fest, dass das Karakorum-Gebirge eine bedeutende Wasserscheide zwischen Nord und Süd darstellt.

Im Oktober 1856 treffen sich die drei Brüder einen letztes Mal in Srinagar, der Hauptstadt des nördlichsten Bundesstaats Indiens. Robert zieht mit einem Großteil der Sammlung in einer großen Karawane über Karatschi nach Bombay. Von dort will er sich in Richtung Alexandria einschiffen, hierbegegnet er auch Herrmann wieder, dem es tatsächlich noch gelungen ist, Nepal zu besuchen.

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Stand: 06.02.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Als Jude – verdrängt
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Mit 80 Pferden durch den Pamir
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Rickmers und Finsterwalder
Einer Mäzen, einer Kartograph

Der „Schicksalsberg“ der Deutschen
Scheitern am Nanga Parbat

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Auf den Spuren Alexander von Humboldts

Zu viel für drei Leben
Das Vermächtnis der Brüder Schlagintweit

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