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Gefährliche Kokusnüsse und vermisste Korallen

Atomares Erbe noch nicht überwunden

Lebensraum Korallenriff © Photo Silvia Pinca / ARC Centre of Excellence

Die nahezu unglaubliche Wiederkehr der Korallen ins Bikini-Atoll ist aber nur die eine Seite der Medaille. Denn noch ist längst nicht wieder alles gut im pazifischen Atoll. Und zwar weder im Wasser noch an Land.

Auch dafür haben die Forscher um Zoe Richards vom ARC Centre of Excellence for Coral Reef Studies der James Cook Universität in Queensland zahlreiche Belege entdeckt. So ergab ein Vergleich der aktuellen Funde mit Ergebnissen einer berühmten Studie aus den frühen 1950er Jahren einen erheblichen Artenverlust im Atoll.

Zoe Richards mit einem einheimischen Helfer © Silvia Pinca / ARC Centre of Excellence

28 Opfer der Kernwaffentests

Insgesamt fehlen danach heute insgesamt 42 Korallenspezies auf Bikini, 28 davon könnten nach Ansicht der Forscher auf das Konto der 23 verheerenden Atombombentests zwischen 1946 und 1958 gehen.

„Die vermissten Korallen sind samt und sonders empfindliche Spezialisten, schlanke verästelte oder blättrige Formen, die man nur in den geschützten Gewässern von Lagunen findet“, erklärt Richards. Auch wenn die Korallen generell eine erstaunliche Widerstandsfähigkeit gegen die aufgetretenen Störungen gezeigt hätten, gelte dies offenbar nicht für alle Arten.

Geigerzähler im Einsatz

Größere Sorgen als der Lebensraum Meer macht den Wissenschaftlern aber die Situation an Land. Maria Beger von der Commonwealth Research Facility for Applied Environmental Decision Analysis an der Universität von Queensland hat die Situation dort zumindest ansatzweise untersucht – mit zum Teil erschreckenden Ergebnissen.

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„Die Gammastrahlung in der Umgebung war auf der ehemals bewohnten Hauptinsel des Bikini-Atolls ziemlich gering und lag etwa so hoch wie die Hintergrundstrahlung in einer australischen Stadt“, beschreibt Beger ihre Untersuchungen mit dem eigens dafür mitgebrachten Geigerzähler.

Kokospalme © Charles Whiting 2008

Wiederbesiedlung unmöglich?

„Wenn ich den Geigerzähler jedoch in die Nähe einer Kokusnuss hielt, wurde er wild“, so die Forscherin weiter. Grund: Die Kokospalmen und viele andere Pflanzen nehmen radioaktives Material wie Cäsium 137 aus dem vielerorts noch immer verseuchten Boden auf und dieses sammelt sich dann in den Blättern oder Früchten an.

Schlechte Nachrichten für die mittlerweile über die ganzen Marshall-Inseln verstreut lebenden Bikini-Insulaner, die noch immer auf eine Rückkehr auf ihr Atoll hoffen. Wie fatal jedoch eine zu frühe Wiederbesiedlung sein kann, hat die Vergangenheit gezeigt…

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Stand: 16.01.2009

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bikini-Atoll
Ein verlorenes Paradies und sein atomares Erbe

23 Inseln und eine gewaltige Lagune
Das Bikini-Atoll

Dantes Inferno im Pazifik
Kernwaffentests der USA auf dem Bikini-Atoll

Wie Phönix aus der Asche
Wimmelndes Leben in der Unterwasserwelt

Gefährliche Kokusnüsse und vermisste Korallen
Atomares Erbe noch nicht überwunden

Aufbruch in die alte Heimat
Das Ende einer Odyssee?

„Strahlende“ Zukunft?
Der Kampf gegen die Strahlenbelastung

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