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Phänomene

David als letzte Rettung?

Ein Torjäger der besonderen Art

Ballzufuhr © Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik der Universität Stuttgart

Sollte es trotz aller wissenschaftlichen Erkenntnisse und psychologischer Tricks mit den Erfolgen von „Schweini“, „Poldi“ & Co bei der WM 2010 nicht so klappen wie gewünscht, könnte Bundestrainer Jogi Löw noch auf eine „Geheimwaffe“ zurückgreifen – zumindest theoretisch.

Dabei handelt es sich um einen Torjäger der besonderen Art, der vor allem bei Standardsituationen seine Qualitäten zeigt. Nicht Müller oder Ballack laut sein Name sondern schlicht und einfach „David“. Das besondere an ihm ist, dass er Freistöße und Elfmeter mit einer Sicherheit nutzt, von der selbst Ballartisten wie der Niederländer Arjen Robben oder der Argentinier Lionel Messi nur träumen können. David katapultiert die Bälle dabei mit einer Geschwindigkeit von 130 Kilometer pro Stunde und einer Rotationsgeschwindigkeit von bis zu 20 Umdrehungen pro Sekunde präzise auf das gegnerische Tor.

David © Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik der Universität Stuttgart

Kein Wesen aus Fleisch und Blut…

Aber wenn er so gut ist, warum ist der Kicker dann in keiner Aufstellung der deutschen Nationalmannschaft zu finden und steht nicht einmal im 23-Mann-Kader für die WM? Ganz einfach: David hat keine Chance auf die Erteilung einer Spielgenehmigung durch die FIFA. Denn er ist kein Wesen aus Fleisch und Blut, sondern eine Maschine.

Entwickelt haben den automatisierten, überdimensionalen „Fußballschuh“ Forscher vom Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik (IAS) der Universität Stuttgart. Der intelligente Torschuss-Roboter richtet sich nach dem Festlegen der gewünschten Flugbahn des Balles selbständig aus und feuert dann den Schuss auf Knopfdruck ab.

Higtech-Fußballschuh

Klingt erst einmal relativ einfach, ist es aber nicht. Möglich macht Davids Treffsicherheit ein kompliziertes Gesamtpaket, dass die IAS-Forscher auf ihrer Website wie folgt beschreiben: „Die Maschine selbst setzt sich aus dem Abschusssystem, das für die Beschleunigung und die Rotation des Balls sorgt, und aus dem Ausrichtungssystem zusammen. Diese beiden Teilsysteme werden über eine mikrocontrollerbasierte Steuerung angesprochen, die das dritte Teilsystem darstellt. Ein weiterer Bestandteil bildet die grafische Benutzungsschnittstelle zusammen mit der Schussbahnberechnung, die auf einem Tablet-PC zum Einsatz kommen.“ Hinzu kommt ein System zur Positionsbestimmung von David auf dem Spielfeld, das die Position der Maschine relativ zum Tor identifiziert.

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David zusammen mit Goalias © Institut für Automatisierungs- und Softwaretechnik der Universität Stuttgart

Torschuss-Maschine ohne „Killer“-Potenzial

Wie es sich für ein Hightech-Gerät gehört, soll David nach dem Willen der Forscher nicht in erster Linie gegen menschliche Gegner antreten, sondern gegen ein maschinelles Pendant: „Goalias“ den besten Elfmeter-Töter der Welt. Dieser hält im Durchschnitt 95 Prozent aller Schüsse, die auf sein Tor kommen und gibt selbst erfahrenen und ausgefuchsten Profikickern Rätsel auf. Durch den Wettstreit der beiden Systeme sollen beiden Maschinen künftig weiter verbessert werden.

Schon jetzt hat David seinen menschlichen Stürmerkollegen in der Nationalmannschaft allerdings eines voraus: Durch seine Schüsse kann trotz ihrer hohen Geschwindigkeit niemand verletzt werden. Dafür sorgt ein besonderes Sicherheitssystem, das Hindernisse auf dem Weg des Balles automatisch erkennt und das Abschießen dann unterbindet.

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Dieter Lohmann
Stand: 11.06.2010

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Ein Sport im Spiegel der Wissenschaft

Ikosaeder statt Kugel
Wie rund ist der Ball wirklich?

Der Gefoulte darf ruhig schießen
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(K)ein Spiel dauert 90 Minuten
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