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Naturereignisse/Naturkatastrophen

Konfrontation im Nordatlantik

Warum unsere Stürme immer von Westen kommen...

Glattes Meer, weit und breit kein Land in Sicht – scheinbar harmlos präsentiert sich das Gebiet mitten im Nordatlantik, irgendwo zwischen Island und den Azoren. Doch der Schein trügt: Diese Meeresidylle ist die Sturmküche Europas. Hier entstehen so folgenreiche Tiefdruckwirbel wie „Sabine“, „Eberhard“ oder „Kyrill“ und machen sich auf ihren Weg nach Osten, mitten hinein in das Herz Europas.

Azoren-Island
Die Luftdruckgegensätze zwischen den Azoren und Island sind die „Brutstätte“ unserer Winterstürme. © MMCD New Media

Luftige Gegensätze

Schuld an der Entstehung der Sturmtiefs ist ein Aufeinandertreffen der Gegensätze: Kaltluft gegen Warmluft, Hochdruck gegen Tiefdruck. Im Herbst und Winter, wenn die Sonne sich rar macht, wird es im Norden kalt. Und die niedrigen Temperaturen lassen den Luftdruck sinken: Wie eine klamme, feuchtkalte Decke überzieht die polare Luftmasse dann die Nordhalbkugel. Bis südlich von Island reicht diese Winterkälte.

Im Süden dagegen, nahe dem Äquator, herrscht nach wie angenehmes Badewetter. Warme Luft steigt hier auf und macht sich, angetrieben von den globalen Luftströmungen, auf den Weg nach Norden. Dabei erhält sie durch die Erddrehung einen „Spin“, sie wird nach Osten abgelenkt. Irgendwo zwischen Island und den Azoren ist es dann soweit: Die Richtung Nordosten heranströmende Tropenluft trifft auf die dichte kalte Polarluft. Diese ist, ebenfalls abgelenkt durch die Erddrehung, auf direktem Konfrontationskurs.

Von der Front zum Sturmwirbel

Das Resultat ist vorprogrammiert: Beide Luftmassen prallen aufeinander, eine Front entsteht. Da keiner ausweichen kann, schiebt sich die leichtere Warmluft über die dichtere, kalte Polarluft. Dabei wird sie, angetrieben durch ihren „Spin“, weiter Richtung Nordosten abgedrängt. Als Folge beginnt die Luftmassengrenze Wellen zu schlagen, an einigen Stellen geraten Teile dieser Polarfront sogar ins Trudeln.

Tiefdruckgebiet
An der Luftmassengrenze entsteht ein Tiefdruckwirbel. © MMCD New Media

Langsam beginnt sich dann das Luftmassenkarussel zu drehen und der Luftdruck sinkt. Aus dem All sind jetzt bereits erste Warnzeichen erkennbar: Ein riesiger, kommaförmiger Wolkenwirbel bildet sich und nimmt immer mehr an Größe zu. Gleichzeitig beginnt er sich zu drehen, langsam zwar, aber deutlich sichtbar. Im Zentrum dieser Drehbewegung sinkt der Luftdruck weiter ab. Der Tiefdruckkern saugt noch mehr kalte Luft an, immer schneller strömen jetzt die Luftmassen, die Windgeschwindigkeiten nehmen zu. Überschreiten sie 75 Kilometer pro Stunde, wird aus dem Tief ein Sturm.

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Auf mehr als tausend Kilometer ist der Wolkenwirbel inzwischen angewachsen. Jetzt beginnt er zu wandern: Im wahrsten Sinne des Wortes im „Sturmschritt“ rasen die Sturmtiefs Richtung Osten, Richtung Mitteuropa. Die Strecke Paris-Moskau ist für sie gerade mal eine Tagesreise…

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Winterstürme
Stürmische Zeiten für Mitteleuropa?

Konfrontation im Nordatlantik
Warum unsere Stürme immer von Westen kommen...

Aus Wind wird Sturm
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