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Anthropogeographie

Riesenwuchs als Erfolgsrezept

Warum wurden Dinosaurier so groß

Blick in einen Reaktorbehälter des schwedischen Kernkraftwerks Ringhals © Vattenfall (CC BY-NC-ND 2.0)

Sieben Tonnen oder mehr kann ein ausgewachsener Afrikanischer Elefantenbulle wiegen. Ganz schön viel, doch im Vergleich zu vielen Riesendinosauriern dennoch nur ein „Klacks“. Denn die Sauropoden wie Titanosaurus oder Diplodocus aus dem Erdmittelalter, 210 bis etwa 65 Millionen Jahre vor heute, waren ein ganz anderes Kaliber. Mehr als 50 Tonnen Gewicht schleppten einige Echsen mit sich herum. Und bis zu 40 Meter maßen sie von Kopf bis Schwanzspitze.

Weshalb es damals zu diesem ungeheuren Riesenwuchs kam und warum dieser zu einem Erfolgsrezept der Evolution über einen derart unvorstellbar langen Zeitraum wurde, untersuchen seit einigen Monaten auch deutsche Forscher in Projekt „Biologie der Dinosaurier – Evolution des Gigantismus“. Zur Klärung der Rätsel trägt das mehr als 20 Biologen, Paläontologen und Geologen verschiedener europäischer Universitäten umfassende Team erst einmal alle verfügbaren Informationen über Sauropoden zusammen. Anschließend führen die Wissenschaftler dann eine Bestandsaufnahme und eine Komplettanalyse durch, um das Leben und Sterben dieser Dinosauriergruppe besser zu verstehen.

Riesenhälse im Visier der Forscher

Apatosaurus © public domain

„Uns interessiert die gesamte Biologie der Sauropoden. Wie zum Beispiel waren die Knochen der Tiere aufgebaut, welche Eigenschaften hatten diese? Wie funktionierte das Herz-Kreislaufsystem, wie das Verdauungssystem und welche Fress-Strategie hatten sie? Was änderte sich im Laufe der Zeit am Bauplan und warum tat es das?“, erläutert Professor Andreas Christian, Paläontologe an der Universität Flensburg, die Vorgehensweise.

Er selbst untersucht mit seinen Kollegen Jan Thomas Möller, Sebastian Ziehm und seiner Frau Gundula in einem Teilprojekt die Ernährungsstrategie der Riesen und nimmt dabei speziell die Stellung und Beweglichkeit der Sauropodenhälse unter die Lupe. Mithilfe von Computersimulationen soll dabei unter anderem die sinnvollste, weil energetisch günstigste Fressstrategie bei den verschiedenen Arten ermittelt werden.

Leichtbauweise mit Luftsäcken

Obwohl die Forschung an den Sauropoden noch in vollem Gange ist, können die Wissenschaftler bereits erste Erfolge vermelden. „Die Ergebnisse unseres Teilprojektes zeigen, dass es erhebliche ökologische Unterschiede innerhalb der Sauropoden gegeben hat. Es gab Formen, die ihre Nahrung eher in Bodennähe fanden, wie etwa Diplodocus, während andere Sauropoden, wie Brachiosaurus, die Nahrung aus größeren Höhen abweideten“, beschreibt der Paläontologe die wichtigsten neuen Erkenntnisse. „Der Einsatz des Halses glich bei Diplodocus und ähnlichen Sauropoden etwa dem Halseinsatz von Straußen und Kamelen, während Brachiosaurus eher mit einer Giraffe verglichen werden kann.“, so Christian weiter.

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Erste Modellrechnungen und die Analyse computertomographischer Aufnahmen zeigten zudem, dass der extrem lange Hals der Sauropoden nur durch die Leichtbauweise mit einem ausgeklügelten Luftsacksystem im Bereich der Hals- und Rumpfwirbel sinnvoll und funktionstüchtig war. Bei den „Luftblasen“ handelte es sich um Abzweigungen großer paariger Luftsäcke im Schulterbereich, die mit der Lunge in Verbindung standen. Sie waren untereinander verbunden und dienten beispielsweise als Stützelement wie Wissenschaftler des Naturhistorischen Museums Basel um Daniela Schwarz im Jahr 2007 zeigen konnten. Die luftgefüllten Kammern arbeiteten aber auch als Stoßdämpfer und halfen dabei, die beim Laufen auftretenden Schwingungen zu unterdrücken.

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Stand: 09.11.2007

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