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Naturereignisse/Naturkatastrophen

Lawinengefahr

Wann entsteht eine Lawine?

Abrisskante eines Schneebretts © Lawinenwarndienst Bayern

Lawinen entstehen aus der Wechselwirkung von mehreren natürlichen Faktoren wie Gelände, Wind, Schneedeckenaufbau, Neuschneemenge und Temperatur. Dabei ist das Gelände bei weitem nicht der wichtigste Faktor. Viel entscheidender für die Lawinenbildung ist die Schnee- und Wetterlage des Gebietes. Jeder größere Schneefall ist lawinenträchtig und um so gefährlicher, je mehr der Wetterablauf von der „normalen“ Wetterlage abweicht.

Gelände

Die Lawinengefahr steigt mit zunehmender Hangneigung. Als kritisch gelten Neigungen zwischen 25 und 50 Grad. Ist ein Hang flacher, entwickeln sich innerhalb der Schneedecke nur schwache Zug- und Scherkräfte, Lawinen sind dabei eher selten. Aber auch hier gibt es Ausnahmen: Über einer glatten Fels- oder Harschschneeunterlage oder einer Almwiese mit langem Gras können auch schon bei 17 bis 24 Grad Lawinen abgehen. An Steilhängen mit mehr als 50 Grad Hangneigung bleibt der Schnee gar nicht erst lange liegen, sondern gleitet schon während es schneit fast ununterbrochen in kleinen Schneerutschen ab.

Schattige Hänge sind häufiger lawinengefährdet als Sonnenhänge. Der typische Lawinenhang ist steil, schattig, kammnah und gefüllt mit frischem Triebschnee.

Neuschnee und Wind

Je mehr Neuschnee gefallen ist, desto grösser wird die Lawinengefahr. Besonders kritisch ist dabei immer der erste schöne Tag nach einer Schlechtwetterperiode. Das Gewicht des frischen Neuschnees kann für eine in der Schneedecke liegende „Schwimmschnee“-Schicht zu viel sein. Bricht sie zusammen, wird sie für die darüberliegenden Schichten zur Rutschbahn und eine Lawine geht ab.

Wenn bei Schneefällen Wind herrscht (was der Normalfall ist), wird der Schnee aufgewirbelt und in Windschattenhängen abgelagert. Solche sogenannten Triebschneeansammlungen sind oft durch Schneewächten an Bergkämmen erkennbar. Bereits 10-20 cm Neuschnee innerhalb von drei Tagen führen bei ungünstigen Bedingungen zu einem markanten Anstieg der Schneebrettgefahr.

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Schneedecke

Durch das Gewicht der Schneedecke entstehen gewaltige Scherkräfte, denen die verschiedenen Schneeschichten oft nur eine ungenügende Festigkeit entgegensetzen können. In einem Lawinenhang genügen meistens kleine zusätzliche Belastungen, zum Beispiel das Gewicht eines einzelnen Wintersportlers, um das Gleichgewicht zu zerstören und eine Lawine auszulösen. Frische Schneebrettlawinen, Fernauslösungen, Vibrationen in der Schneedecke oder dumpfe „Wumm“-Geräusche sind untrügliche Zeichen für eine besonders gefährliche Situation. Geringe Schneehöhen bedeuten dabei keineswegs eine geringere Lawinengefahr.

Der Lawinenwarndienst Bayern zeigt einen Videoausschnitt einer Schneebrettauslösung als zufälliges Ergebnis im Rahmen einer militärischen Ausbildung.

Temperatur

Tiefe Temperaturen nach Schneefällen können die Verfestigung der Schneedecke verzögern. Dadurch besteht die Lawinengefahr über längere Zeit weiter. Steigende Temperaturen vermindern die Festigkeit der Schneedecke und erhöhen kurzfristig die Lawinengefahr. Sie fördern aber nach einiger Zeit, die günstige Verfestigung der Schneedecke, was meistens zu einer Abnahme der Lawinengefahr führt.

Im Frühjahr erhöht sich die Lawinengefahr im Verlaufe des Tages mit zunehmender Erwärmung und Sonneneinstrahlung. Wird der Schnee während des Tages schwer und nass, kann die Lawinengefahr stark zunehmen. Nach bedeckter Nacht kann es wegen fehlender Abkühlung der Schneeoberfläche schon am Morgen kritisch sein.

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Stand: 20.10.2001

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Inhalt des Dossiers

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