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Phänomene

Genvariante für ein besseres Gedächtnis

BDNF als Dünger für Synapsen und Nervenzellen

Mammut © MMCD

Bis Sabine Schäfer und Martin Lövdén vom Berliner Max-Planck-Institut für Bildungsforschung erste Antworten auf ihre vielen Fragen bekommen, wird es noch dauern: Frühestens im März 2008 wird der experimentelle Teil der Studie mit knapp 100 Personen beendet sein. Die sind nicht nur nach Alter unterteilt, sondern zudem nach ihren Genen. Genauer gesagt nach dem DNA-Abschnitt, der die Synthese des Brain-Derived Neurotrophic Factor (BDNF) kontrolliert.

Aus Tierversuchen weiß man, dass BDNF und die Plastizität des Hippocampus eng miteinander verknüpft sind. Das Neurotrophin reguliert in der so wandlungsfähigen Hirnregion nicht nur Synapsenwachstum und -aktivität, es fördert auch ganz konkret die Neurogenese.

val und met

Von dem Gen, das die Expression von BDNF steuert, gibt es zwei Varianten – Allele, wie Molekularbiologen sagen: val und met. Ungefähr 35 Prozent aller Menschen tragen mindestens eine met-Version in ihrem Erbgut, der Rest zwei val-Kopien. „Die Doppel-val-Besitzer tun sich bei verschiedenen kognitiven Aufgaben ein wenig leichter“, erläutert Lövdén. „Ihre Gedächtnisleistungen sind besser – und sie haben einen größeren Hippocampus.“ Was nicht zwangsläufig bedeuten muss, dass das eine mit dem anderen etwas zu tun hat.

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Es ist zwar möglich, dass bei zwei val-Allelen mehr BDNF hergestellt wird, das dann im Gehirn wie eine Art Dünger Synapsen und Nervenzellen sprießen lässt. Bislang ist das aber nur eine Theorie. Um sie auf ein experimentelles Fundament zu stellen, ist die eine Hälfte der Testpersonen vom Genotyp val/val, die andere hat mindestens eine met-Variante. „Auf diese Weise können wir klären, ob dieser Faktor die Plastizität beeinflusst“, sagt Lövdén.

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Welchen Einfluss hat das Erbgut auf die geistige Fitness?

Wenn dem so wäre, müsste die durch das Orientierungstraining induzierte Vergrößerung des Hippocampus bei den Doppel-val-Trägern ausgeprägter sein – egal ob sie jung sind oder alt. Heißt das, dass letzten Endes das Erbgut darüber entscheidet, ob jemand bis ins Greisenalter geistig fit und lernfähig bleibt?

„Ein bisschen Glück mit den Genen mag vielleicht dazugehören“, meint der Alternsforscher schmunzelnd. „Viel entscheidender ist aber, dem Gehirn genug geistiges Futter zu geben.“ Auch sportliche Betätigung trägt nachweislich zum Erhalt der kognitiven Leistungen bei. „Lebe ein reiches Leben“ lautet Lövdéns Tipp fürs Alter. Mit reich meint er vor allem ein Umfeld, das viele verschiedene Anregungen bietet. „Mentale Stimulation wirkt dem cognitive aging entgegen.“

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Stand: 06.06.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Altern mit Köpfchen
Wie der Geist lange fit bleibt

Härtetest für Ältere
Strategien gegen das cognitive aging

Wirrwarr im virtuellen Irrgarten
Lernprogramm soll Hirnareale trainieren

Training hinterlässt Spuren im Gehirn
Volumenzunahme des Hippocampus?

Wachstum gibt Rätsel auf
Warum vergrößert sich der Hippocampus?

Genvariante für ein besseres Gedächtnis
BDNF als Dünger für Synapsen und Nervenzellen

Soziale Aktivität hält geistig fit
Neue Erkenntnisse aus der Forschung

Hirnjogging – der wissenschaftliche Beweis fehlt
Lebensführung entscheidet über das Wohl des Gehirns

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