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Sonnensystem

„Alien“-Stein und Schwefelsand

NASA-Rover entdecken Überraschendes

Mars Exploration Rover © NASA/JPL

Mars Express ist jedoch nicht die einzige Sonde auf oder am Roten Planeten: Neben ihr sind auch die beiden NASA-Sonden Mars Odyssey und Mars Reconnaissance Orbiter in der Umlaufbahn aktiv – erstere seit nunmehr fast sechs Jahren, letztere seit gut einem Jahr. Erst kürzlich verlor die NASA den Kontakt zum Orbiter Mars Global Surveyor, einem zehn Jahre alten, ausgesprochen erfolgreichen „Marsveteranen“. Fast genauso lang wie Mars Express, nämlich seit Januar 2004, sind mit „Spirit“ und „Opportunity“ zwei Roboterfahrzeuge der NASA im Dienst. Und auch diese Rover haben bereits zahlreiche Aufsehen erregende Neuigkeiten übermittelt.

Opportunity: „Fremdkörper“ im Marsgestein

So sorgte Ende 2005 der Fund eines rätselhaften Gesteinsbrockens auf dem Mars für Aufregung: “Ich habe niemals gedacht, dass wir unsere Instrumente an einem Gestein einsetzen, das von woanders als vom Mars kommt”, erläutert Steve Squyres von der Cornell Universität in New York seine Überraschung, als der Mars Rover Opportunity vor einigen Monaten auf einen ungewöhnlichen rund 30 Zentimeter großen Gesteinsbrocken stieß.

Vom Mars Rover Opportunity gefundener Eisenmeteorit auf dem Mars mit einem Durchmesser von ungefähr 30 Zentimetern © NASA/JPL

Dieser unterschied sich von allen bisherigen Funden und zeigte keinerlei Ähnlichkeit zu bekannten Marsgesteinen. Bereits die ersten Untersuchungen an dem basketballgroßen und von Dellen übersäten Brocken deuteten auf eine ungewöhnlich hohe metallische Konzentration hin – vielleicht ein Meteorit? Die Wissenschaftler unterbrachen daraufhin die geplante Fahrtroute des Rovers und lotsten ihn näher an den Fund heran. Mithilfe der so genannten Mössbauer- und Alphateilchen-Röntgen-Spektrometer (APXS) führten sie während der folgenden Tage genaue Messungen über die Zusammensetzung des Gesteinsklumpens durch.

Schon nach nach kurzer Zeit ließ die mineralogisch-chemische Auswertung keine Zweifel mehr aufkommen: Opportunity hatte den Rest eines Kleinplaneten gefunden. Denn was aussah wie ein Gesteinsbrocken, war in Wirklichkeit ein Stück Metall aus einer Eisen-Nickel-Legierung – ein Eisenmeteorit von einem anderen Planeten. „Denken Sie nur mal daran, woher ein solcher Eisenmeteorit stammt: Von einem zerstörten Planeten oder einem Planetesimal, das groß genug war, um einen metallischen Kern und einen steinigen Mantel auszubilden”, erläutert Squyres die Bedeutung des Fundes.

Spirit: Leuchtender Boden

Auch Spirit, Schwester-Rover von Opportunity, war in den letzen drei Jahren nicht untätig. Im Frühjahr 2007 entdeckte er durch Zufall einen ungewöhnlichen Bodentyp an den Hängen eines kleinen „Tyrone“ getauften Hügels. Seine Räder wühlten beim Erklimmen des Nordhangs den oberflächlichen Staub auf und darunter trat ein hell leuchtendes weißlich-gelbes Material zum Vorschein.

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Leuchtender Untergrund, aufgewühlt in den Fahrspuren des Rover © NASA/JPL

Analysen des Materials zeigten, dass es aus Sulfatverbindungen bestand und damit nicht nur ungewöhnlich schwefelhaltig war, sondern auch Spuren von Wasser enthielt. „Dieses Material könnte von Wasser hinterlassen worden sein, das diese Mineralien im Untergrund gelöst hat, sie mit an die Oberfläche transportiert hat und dann verdunstet ist“, erklärt Ray Arvidson von der Washington Universität in St. Louis. „Es könnte sich aber auch um vulkanische Ablagerungen handeln, die sich um alte Gasschlote gebildet haben.“

Welche der beiden Möglichkeiten zutrifft, soll nun eine gezielte Suche nach weiteren hellen Bodenstellen klären. „Wenn wir sie entlang von Verwerfungen finden, deutet dies darauf hin, dass sie durch alte Gasschlote abgelagert wurden”, so Arvidson. „Liegen sie aber eher in Sätteln zwischen den Hügeln, dann weist dies eher auf durch Grundwasser entstandene Ablagerungen hin.“ Auch hier hoffen die Wissenschaftler auf weitere Daten vom Nachbarplaneten.

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Stand: 05.04.2007

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mars - das Update
Neue Ergebnisse der aktuellen Mars-Missionen

Unter Beobachtung…
Ein irdisches „Auge“ in der Umlaufbahn

„Alien“-Stein und Schwefelsand
NASA-Rover entdecken Überraschendes

Wasser im Überfluss...
...aber als Eis gebunden

Flüssiges Wasser – vielleicht noch heute?
Neue Rinnen könnten durch Wasser entstanden sein

Leben – ja oder nein?
Rover-Ergebnisse deuten auf eher lebensfeindliche Bedingungen hin

Versteck unter der Oberfläche?
Frage nach Leben in der Vergangenheit oder heute noch immer unbeantwortet

Wie geht es weiter?
Die nächsten Marsmissionen

Chronik
Von Mars 1 bis Mars Reconnaissance Orbiter

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