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Geologie/physische Geographie

Zufallsfund auf Lanzarote

Knochen im Sahara-Sand

Zufallsfund auf Lanzarote

Knochen im Sahara-Sand

Staubsturm über Sahara und Atlantik. © USGS

Dass die Lössforschung auch manch unerwartete Erkenntnis bereithält, haben Geowissenschaftler von der Universität Bayreuth festgestellt, als sie im Jahr 2002 begannen, die Wüstenlösse auf Lanzarote zu datieren. Ziel des bisher noch nicht abgeschlossenen Projektes ist eine komplette Stratigraphie der Löss-Sequenzen auf der östlichsten der Kanarischen Inseln.

Levante aus Afrika

Die Kanaren liegen etwa 120 Kilometer westlich von Marokko im Atlantik und damit im Einzugsgebiet des Levante. Dieser Wind weht vor allem im Winter aus östlicher Richtung, also aus Afrika kommend. In der West-Sahara nimmt er große Mengen an Staub und Sand auf und transportiert sie zum Teil bis auf die Höhe der Kanarischen Inseln.

Der Sahara-Staub hat sich mit der Zeit auf den östlichen Kanaren wie Lanzarote und Fuerteventura in beträchtlichen Mengen abgelagert. In so genannten Relikt-Böden, die keiner aktuellen Bodenbildung mehr unterliegen, macht der gelbliche Wüstenlöss teilweise den größten Materialanteil aus. In Sedimentfallen wie alten Vulkankratern oder Tälern hat der Sahara-Wind Wüstenlösse von mehreren Metern Mächtigkeit angehäuft.

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Korrelation von Kanaren und Sahara?

Diese Sedimentschichten eignen sich deshalb besonders für die Datierung und zur Aufstellung einer lokalen Standardchronologie, weil sie zusammenhängend die letzten 200.000 Jahre dokumentieren. Das Besondere an den Löss-Vorkommen auf Lanzarote ist, dass sich mit ihnen auch der Klimawandel der nordwestlichen Sahara und der Sahel-Zone während des ausgehenden Pleistozäns exakt nachvollziehen lässt. Es müsse nur noch geklärt werden, ob die klimatischen Veränderungen in der Sahara die gleichen Ursachen hätten wie der Klimaumschwung, der sich auch auf den Kanarischen Inseln vollzogen hat, so die Wissenschaftler.

Erste Menschen auf Lanzarote

Ziegen auf der Weide © Edda Schlager

Eine Überraschung erlebten die Geologen schon bei der Probennahme in den obersten zwei Dritteln eines fast acht Meter hohen Lössprofils. Sie stießen auf Ziegenknochen. Das Alter der umgebenden Sedimente: zwischen 2.000 und 10.000 Jahre. Damit hatten die Lössforscher zufällig den ältesten Nachweis der Besiedelung der Kanarischen Inseln durch Menschen erbracht. Die jüngeren Sedimente oberhalb der Knochenfunde wiesen zudem starke Erosionsmerkmale auf. Sowohl die Knochen als auch die sichtbare Degradation der damaligen Erdoberfläche sind für die Wissenschaftler ein deutliches Indiz dafür, dass zu dieser Zeit bereits Weidewirtschaft betrieben wurde.

Für die Geomorphologen und ihr Ziel, das Paläoklima zu rekonstruieren, sind auch die geoarchäologischen Ergebnisse relevant. Denn wenn Menschen die Kanarischen Inseln besiedelt haben und hier sogar Viehzucht betrieben, müssen zu diesem Zeitpunkt auch bereits entsprechende klimatische Bedingungen geherrscht haben.

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Stand: 29.09.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Löss
Staub als Klimaarchiv

Herr von Richthofen fährt nach China...
… und macht eine Entdeckung

„Kalter“ oder „heißer“ Löss?
Eine Frage der Herkunft

Das Lasagne-Prinzip
Löss-Paläoboden- Sequenzen

Alphabet der Lössdatierung
…Korngröße, Lumineszenz, Magnetik,…

Wie sich der Monsun verrät
Indiziensuche im China-Löss

Missing Link im Lössgürtel
Aus dem Alltag eines Lössforschers

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Interview mit Ludwig Zöller

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