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Phänomene

Das "Landkrokodil"

Bedrohte urzeitliche Echse

Komodo-Waran © Jessi Cohen

Es ist kein Wunder, dass dieses Tier der wissenschaftlichen Welt trotz seines spektakulären Erscheinungsbildes so lange verborgen geblieben ist. Denn den Geschichten der Einheimischen auf den Komoren wurde erst spät Aufmerksamkeit geschenkt. Sie berichteten von riesigen Echsen in den Waldsavannen, die sie als Landkrokodile bezeichneten, und vor denen weder Hirsche, Ziegen noch Menschen sicher sind. 1912 wurde dann endlich die größte und furchterregendste heute noch lebende Landechse als eigene Tierart anerkannt und als Komodo-Waran beschrieben.

Sein Vorkommen beschränkt sich auf einen winzigen Teil des Indonesischen Archipels. Kleinere Populationen leben auf den Inseln Flores, Rindja, Padar und Gili Mota, die größte findet sich auf Komodo.

In ihrer drachenähnlichen Gestalt muten sie dem Betrachter eher wie ein Relikt aus der Urzeit an als ein Wesen, das die Evolution im Hier und Jetzt platziert hat. Ausgewachsene Exemplare sind bis zu drei Meter lang und mit einem beträchtlichen Appetit auf Aas oder Lebendiges ausgestattet. Nahezu die Hälfte ihres eigenen Körpergewichts können die Warane bei einer Mahlzeit zu sich nehmen. Sie fressen alles, was nicht schnell genug entkommt – Büffel, Rusahirsche, Wildschweine – , und auch der Mensch muss auf der Hut sein. Selbst vor Kannibalismus schreckt der Waran nicht zurück. So haben die frisch geschlüpften jungen Warane nichts Eiligeres zu tun als sich schleunigst auf den nächsten Baum zu flüchten. Nur so ist Sicherheit vor den nächsten Verwandten gegeben.

Der Komodo-Waran ist ein langsamer, geduldiger Jäger, enorm schnell aus dem Hinterhalt, jedoch nicht sehr ausdauernd. Die Verletzungen, die dieses auf den ersten Blick so behäbige Tier seinem Opfer zufügen kann, sind schrecklich. Die Beutetiere der heutigen Warane haben die Inseln Komodo und Flores erst mit dem Menschen vor einigen Tausend Jahren erreicht. Was hat der Waran demnach vorher gefressen? Die Paläontologie gibt darüber Aufschluss. Auf der Insel Flores wurden Überreste eines Zwergelefanten gefunden, der zwar nicht größer als anderthalb Meter gewesen sein muss, jedoch genügend zu bieten hatte, um den Magen eines Komodo-Warans zu füllen.

Schlüpfende Echse © National Zoological Park/S1

Der Komodo-Waran ist in seinem Bestand heute einzig dadurch bedroht, dass er seinen Lebensraum mit dem Menschen teilt. Bereits im Jahr 1928 wurde durch die niederländische Kolonialregierung die Insel zum Schutzgebiet erklärt. Dennoch war die ohnehin schon geringe Individuenzahl binnen kürzester Zeit gefährdet. Kaum entdeckt, drohten den Tieren die Ausrottung durch chinesische Händler, die sie zu Hunderten für Wundermedizinen abschlachteten. Insgesamt wird die Restpopulation des Komodo-Warans auf circa 5.000 Tiere geschätzt.

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Stand: 15.09.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Fabeltiere
Legenden, Tiere und die Fakten

Kryptozoologie
Auf den Spuren des Unbekannten

Ungetüme oder Glücksbringer?
Der Drache als Kulturgut

Das "Landkrokodil"
Bedrohte urzeitliche Echse

Wasser-Schönheiten
Was "Meerweiber" und Geigenrochen gemeinsam haben

Sanfte Riesen
Sirenen - zu gut(mütig) für diese Welt

Wunderwaffe und Zauberstab
Das Einhorn - Symbol der göttlichen Macht

Einhorn der Meere
Narwal - mit einem Zahn zu Weltruhm

Seit Jahrmillionen verborgen
Das "lebende Fossil"

Die Begegnung mit dem Schneemenschen
Yeti, Bigfoot und andere Verwandte

Ungeheuer aus der Tiefe
Gefährlich ist, was dem Menschen verborgen

Mit Saugnäpfen und Papageienschnabel
Was frisst Architeuthis?

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