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Phänomene

PISA – kein Ende in Sicht

Eine internationale Vergleichsstudie und ihre Folgen

Bereits zwei Tage vor Nikolaus, am 4. Dezember, fand im Jahr 2001 in Deutschland eine verfrühte Bescherung statt. Doch dieses Mal gab es statt Schokolade, Apfelsinen und Spekulatius eine böse Überraschung: Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) legte an diesem Tag eine internationale Vergleichsstudie über die schulischen Leistungen in 32 Ländern – darunter die USA, Japan und Großbritannien – vor.

Lernstand: Mangelhaft? © SXC

Das für Deutschland fatale Ergebnis der PISA-Untersuchungen: In fast allen überprüften Bereichen lag das ermittelte Können der zum Zeitpunkt der Erhebung 15-jährigen deutschen Schüler deutlich unter dem Mittelwert der OECD-Staaten. Zu PISA-Siegern dagegen wurden Länder wie Finnland, Kanada oder Neuseeland, deren Schüler in nahezu allen Bereichen herausragende Leistungen brachten.

PISA steht für „Programme for International Student Assessment“. Dieses untersucht statt nur Faktenwissen abzufragen, so genannte Basiskompetenzen, die für eine Teilnahme am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben eine wichtige Rolle spielen. Dazu gehören die Lesekompetenz sowie die mathematischen und die naturwissenschaftliche Grundbildung der Schüler. PISA soll aber zudem mögliche soziale Unterschiede im Bildungserfolg aufspüren.

Und auch da zeigten sich in Deutschland eklatante Defizite: Von den Kindern aus den höchsten sozialen Schichten besuchte rund die Hälfte das Gymnasium, in den Arbeiterfamilien gelang dies nur jedem zehnten Sprössling.

Nach der Veröffentlichung der PISA-Ergebnisse ging ein Aufschrei der Entrüstung durch das Land. Lehrer, Politiker und Bildungsforscher versuchten sich gegenseitig die Schuld für das katastrophale Abschneiden in die Schuhe zu schieben. Es begann aber auch eine hektische Suche nach Auswegen aus der Krise. Ausbau der Ganztagsschulen, mehr Unterrichtsstunden für Lehrer und detaillierte zentrale Lernstandserhebungen in den Schulen sollten dafür sorgen, dass die Leistungen der Schüler sich verbessern.

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Kaum Verbesserungen bei Pisa 2003

Zunächst nur mit mäßigem Erfolg. Dies zeigte jedenfalls die Schülerstudie Pisa 2003, die im November 2005 von der Kultusministerkonferenz vorgestellt wurde. Zwar hat sich die Situation vor allem in Mathematik und den Naturwissenschaften in den meisten Bundesländern deutlich zum Positiven hin entwickelt. Dennoch liegt Deutschland im Vergleich mit anderen Ländern bisher nur im Mittelfeld. Und nach wie vor entscheidet hierzulande die soziale Herkunft der Kinder stark über ihren Schulerfolg.

Zudem existieren bei der Leistungsfähigkeit der Schüler immer noch große Unterschiede zwischen den Bundesländern. Während Bayern in allen Bereich die Rangliste anführt, gehört Nordrhein-Westfalen zu den Verlierern des Ländervergleichs. In den getesteten Bereichen Mathematik, Lesen, Naturwissenschaften und Problemlösen gibt es dort einen Rückstand von rund einem Jahr Lernzeit gegenüber Bayern.

Endgültigen Aufschluss darüber, ob das deutsche Bildungssystem weiterhin kränkelt oder auf dem Weg der Besserung ist, könnte die dritte PISA-Erhebung geben. Sie wurde im Jahr 2006 durchgeführt. Die Ergebnisse sollen schon 2007 vorliegen.

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Stand: 11.08.2006

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Was Hänschen nicht lernt...
Streit um die frühkindliche Bildung

Spielen ade?
Auf die Kindergärten kommt es an

Letzte Chance mit 7
Frühförderung als Pflicht?

Experimente statt Abstraktionen
Neue Konzepte für die Schule

Viel mehr als nur bunte Bilder?
Gehirnforschung liefert neue Erkenntnisse über das Lernen

Lernen muss Spaß machen
Neuroimaging und seine Bedeutung für die Bildung

Frühförderung ja, aber wie?
Gehirnforscher und Bildungswissenschaftler im Disput

Revolution in Schulen und Kindergärten
Wege aus der Bildungsmisere

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