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Lebensräume

Überleben oder Aussterben?

Forscher kämpfen um die Nashörner im Krater

Nashorn © ZGF

Der Ngorongoro-Krater ist seit einiger Zeit der Wohnort von Dr. Pete Morkel. Der Wissenschaftler der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF) überwacht und betreut zusammen mit speziell dafür ausgebildeten Rangern den kleinen Bestand an Spitzmaulnashörnern in der Caldera.

Aber Morkel hat auch sonst alle Hände voll zu tun. So sorgte er beispielsweise im Jahr 2003 dafür, dass fünf Spitzmaulnashörner aus Südafrikas Krüger Nationalpark auf die Reise geschickt wurden. Rund 2.000 Kilometer nordöstlich des Parks, in Sambia, fanden sie im North Luangwa Nationalpark eine neue Heimat und sollen dort nun den Grundstock für eine neue, eigenständige Population an Spitzmaulnashörnern bilden.

Doch im Mittelpunkt von Morkels Arbeit stehen Faru, Thandi, John und die Nashörner der nahegelegenen Serengeti. Zwar haben sich hier die Bestände zumindest ansatzweise wieder erholt – im Serengeti-Nationalpark leben zurzeit mindestens 14 und im Ngorongoro-Krater 20 Nashörner -, doch sind die Tiere noch immer bedroht. Nicht nur Wilderer trachten den Spitzmaulnashörnern nach dem Leben, vor allem die jungen Kälber der Nashorndamen werden häufig auch von Hyänen und Löwen angegriffen.

Tierbeobachtung rund um die Uhr © ZGF

Ranger sind deshalb Tag und Nacht im Einsatz, um die Nashörner zu beobachten und zu beschützen. Im Rahmen des Nashorn-Monitorings gibt es festgelegte Stützpunkte, von wo aus die Parkwächter rund um die Uhr nach den Dickhäutern Ausschau halten. Es gibt aber auch mobile Einsatzkommandos, die im Krater Streife fahren und so verhindern sollen, dass Wilderer den Tieren zu nahe kommen.

Um dieses Nashorn-Schutzprogramm auf den Weg zu bringen, hat die ZGF in Tansania kräftig investiert. In den letzten 15 Jahren sind mehr als zwei Millionen Euro in verschiedene Projekte geflossen, um Anti-Wilderer-Einheiten auszubilden und auszurüsten, dringend benötigte Fahrzeuge anzuschaffen oder Nashorn-Ringtauschaktionen ähnlich wie in Sambia auf den Weg zu bringen.

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Nashörner ins Exil

Nachdem im Juni 2005 die Nashornkuh Thandi Nachwuchs bekommen hat, soll beispielsweise der Bulle John, von dem die meisten Jungtiere im Krater stammen, ins Exil gehen. Er wird anschließend durch ein neues Männchen ersetzt. Dies ist wichtig, um Inzucht zu vermeiden und „frisches Blut“ in die Populationen zu bringen. Die Wissenschaftler und Naturschützer hoffen, dass mit der Zeit die Bestände langsam anwachsen und irgendwann auch ohne menschliche Hilfe selbständig überleben können.

Doch selbst wenn dieses Ziel erreicht ist, wartet auf den Nashorn-Experten Morkel und seine Helfer noch viel Arbeit. Sie wollen die Populationen im Ngorongoro-Krater, der Serengeti und auch im angrenzenden Massai Mara Nationalpark in den nächsten zehn Jahren auf zusammen 100 Nashörner ausbauen und miteinander vernetzen. Auf natürlichen Wanderwegen soll es dabei zu einem natürlichen Tieraustausch zwischen den Beständen kommen.

Dass dies nicht nur eine Vision, sondern ein realistisches Ziel ist, hat vor einiger Zeit bereits ein Jungbulle aus dem Ngorongoro-Krater gezeigt. Nachdem er im Kampf mit den etablierten Nashornmännchen um die Gunst der Weibchen den Kürzeren gezogen hatte, verließ er den Krater und suchte sein Glück in der offenen Savanne. Nach einiger Zeit des Alleinseins stieß er schließlich in der Serengeti auf zwei Weibchen und schloss sich ihnen an.

Um solche Wanderungsbewegungen überwachen und kontrollieren zu können, haben die Nashornforscher viele der Dickhäuter mittlerweile mit Hightech-Sendern und/oder Ohrmarken ausgestattet. „Die Tiere bekommen einen Sender in ihr Nasenhorn implantiert, so dass wir sie jederzeit anpeilen und finden können.“, beschreibt Morkel in den ZGF Mitteilungen 1/2003 die die Vorgehensweise der Forscher.

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Stand: 18.11.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Überlebenskampf im Krater
Der Ngorongoro zwischen Paradies und Bedrohung

Relikt eines Millionen Jahre alten Vulkans
Wie entstand der Ngorongoro-Krater?

Naturbauwerk mit wimmelndem Leben
Tierparadies Ngorongoro

Auf Grzimeks Spuren
Wie das Reservat Ngorongoro entstand…

Natur pur?
Touristenboom im Schutzgebiet

Dezimierte Dickhäuter
Das Massaker an den Nashörnern

Überleben oder Aussterben?
Forscher kämpfen um die Nashörner im Krater

Von Inzucht und Zecken
Die „Brandherde“ nehmen zu

Problemfaktor Mensch
Vom Kraterparadies zum Krisengebiet?

Wende oder Ende?
Aktionsplan Ngorongoro

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