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Botanik

Umwelt voll unter Kontrolle

Pflanzenkammern erlauben gezielte Einzeltests

Um zu verstehen, wie Pflanzen mit ihrer Umwelt zusammenwirken, isoliert der Physiker Dr. Jürgen Wildt die Gewächse. Was paradox anmutet, hat doch seinen Sinn. Denn nur wenn die Pflanzen von unkontrollierbaren äußeren Einflüssen abgeschnitten sind, lässt sich ermitteln, wie sie auf Veränderung einzelner Faktoren reagieren.

Die rechte Sojabohnenpflanze ist durch Ozon im Wachstum zurückgeblieben © USDA

In den Laboren des Instituts Phytosphäre leben Baum und Kraut deshalb in gläsernen Pflanzenkammern. Hier ist alles unter Kontrolle: Die Zusammensetzung der Luft, die Temperatur, die Lichtintensität und die Nährstofflösung, die die Wurzeln umspült. So lässt sich jeder dieser Faktoren einzeln variieren, und die Wissenschaftler können genau messen, welche Stoffe eine gestresste Pflanze aufnimmt und welche sie an ihre Umgebung abgibt.

Jürgen Wildt lässt beispielsweise Blattläuse auf seine Versuchsobjekte los, infiziert sie mit Pilzen oder traktiert sie mit Ozon. Gleichzeitig analysiert er die Luft unter der „Käseglocke“ und ermittelt so, mit welchen Substanzen die Pflanzen auf das Ärgernis antworten. Auch diese Versuche zeigen, dass die Pflanzen in ähnlicher Weise auf viele unterschiedliche Unbilden reagieren. „Pflanzen geben bei Stress, gleich ob er nun durch Ozon oder Schädlinge verursacht wird, meist gleichartige flüchtige Substanzen ab“, erläutert Wildt.

„Charakteristisch ist beispielsweise die Abgabe von Blattalkoholen und Blattaldehyden. Sie entstehen aus Fettsäuren, wenn Blattgewebe abstirbt.“ Auch der typische Geruch beim Rasenmähen wird durch diese Substanzen hervorgerufen. Da Ozon den gleichen Abwehrmechanismus in Gang setzt wie eine Infektion, entstehen auch dadurch Nekrosen auf den Blättern und die typischen Verbindungen sind in der Luft der Pflanzenkammer nachweisbar.

Große Unterschiede gibt es in der Empfindlichkeit: „Während Mais erst nach mehrstündiger Ozon-belastung mit 300 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft Wirkung zeigt, reagieren einige Tabaksorten schon bei etwa 120 Mikrogramm“, berichtet Wildt. „Das sind Werte, wie sie während des Sommersmogs häufig auftreten.“ Solche Sorten können also die Luftbelastung sichtbar machen.

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Stand: 04.11.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Pflanzen unter Stress
Abwehrstrategien gegen Mensch, Mikrobe und Chemie

Angewachsen, aber nicht wehrlos
Wie ändert sich das Pflanzenverhalten unter Stress?

Abwehrprogramm auf dem Acker
Wasserstoffperoxid als Überlebenshilfe

Aspirin für Pflanzen?
Alternative zur Schädlingsbekämpfung mit "grüner Gentechnik"

Umwelt voll unter Kontrolle
Pflanzenkammern erlauben gezielte Einzeltests

Selbstmord bei hohen Ozonwerten
Unterschiedliche Risikogruppen auch in der Pflanzenwelt

Gezielte Abwehr
Mit Antibiotika und Hormonen gegen Schädlinge

Sommersmog durch Pflanzen?
Pflanzliche VOCs als "Anheizer" für Ozonbildung

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