Anzeige
Geologie/physische Geographie

Der französische Verwandte

Den Nager von Enspel kannte man bereits - als Zahn

Wie hauchdünn der Grad zwischen Ewigkeit und Entdeckung ist, msste die Enspelmaus erfahren: Bei ihrer Bergung nach 26 Millionen Jahren Dunkelheit erkannte zunächst niemand, welch besonderer Fund da gemacht wurde. So wanderte die Schieferplatte samt nicht identifizierten Tier erst einmal in den Wassereimer und verschwand im Keller des Landesamtes für Denkmalpflege.

Rekonstruktion von Eomis Quercyi © Landesamt für Denkmalpflege Mainz

Erst nach zwei Jahren kam besagter Wassereimer an die Reihe und während der Präparation entpuppte sich das unscheinbare Fossil als vollständig mit Skelett, Haaren und Zähnen erhaltener Säuger. Die Sensation folgte auf den Fuß. Die Zähne des bereits auf Enspelmaus getauften Nagers glichen Zähnen, die Jahre zuvor in einem gleichaltrigen Aufschluß in Frankreich gefunden worden waren, allerdings ohne Körper. Man wußte bereits, es gibt einen solchen Nager, und nun endlich hatte man die dazugehörige Maus entdeckt.

Aber es kam noch mehr: Die Wissenschaftler konnten die Schatten von Flughäuten erkennen. Die Maus war offensichtlich ein Gleiter und zwar der älteste bis dato gefundene. Eomis quercyi segelte über einen Zeitraum von 40 Millionen Jahren in nordamerikanischen, europäischen und asiatischen Subtropen und Tropen von Baum zu Baum, bis er schließlich ausstarb.

{2r}

Die Maus musste ihren Namen schließlich wieder abgeben. Da der französische Fund älter war, wurde die gefundene Art Eomis quercyi benannt, nach dem Ort Quercyi in Frankreich. Nichts desto trotz hat der Gleiter aus Stöffel als Enspelmaus Eingang gefunden in den Wortschatz der Westerwälder und auch der deutschen Paläontologen. Zu stolz sind die Entdecker und die Enspeler auf den Fund, und zu kompliziert der wissenschaftlich korrekte Name.

Anzeige
  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter


Stand: 14.10.2005

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Von Urpferden und Flugmäusen
Die Ausgrabungen in Messel und Stöffel

Ein Tag am Maar
Untergang eines Maarsees

... 25.600.000 Jahre später
Beim Spielen wiederentdeckt

Ortstermin Enspel `99
Eine paläontologische Ausgrabung

Der französische Verwandte
Den Nager von Enspel kannte man bereits - als Zahn

Blau bis in alle Ewigkeit
Rätsel um 26 Millionen Jahre altes Chitin

Weltnaturerbe contra Hausmüll
Die Grube Messel

Die hessischen Tropen
Messel - ein fast vollständig erhaltenes Ökosystem

Kalte Vulkane und schützendes Sediment
Warum sind die Fossilien von Stöffel und Messel so gut erhalten?

Von der Präparation ins Museum
Bedrohungen für Fossilien und Ausgrabungstellen

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema