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Sonnensystem

Urwald-, Meer- oder Ölplanet?

Venus zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Verschleierte Venus © Star Observer

Seit den ersten Raumsondenflügen zur Venus zeigen sich Astronomen ziemlich ernüchtert, wenn es um die Frage geht, ob auf jenem Planeten selbst auch nur die primitivsten Lebensformen beheimatet sein könnten. Doch seit einigen Entdeckungen im Herbst 2002 hat sich das Bild wieder sehr deutlich gewandelt, denn Ende September berichteten die beiden Wissenschaftler Dirk Schulze-Makuch und Louis Irwin von der Universität von Texas in El Paso über ihre aufschlussreichen neuen Forschungen zur Wolkenhülle dieses so strahlend weiß leuchtenden Planeten, den die Menschheit seit Jahrtausenden als Morgen- und Abendstern am Himmel bewundert und als Schönheitsgöttin Venus – Aphrodite – Ishtar verehrte. Genau dort nämlich könnten Mikroben auch heute noch existieren.

Schönheitsgöttin © Star Observer

Unsere Vorstellungen von der Venus haben eine ziemlich wechselhafte Geschichte. Denn die dichten Schleier der himmlischen Göttin sorgten lange Zeit für völlige Unsicherheit. Niemand konnte sich eine Vorstellung davon machen, wie die Oberfläche des Planeten beschaffen ist. Noch gegen Ende des 19ten Jahrhunderts kursierte der Gedanke eines globalen Ozeans, des Panthalassa, der die Venusoberfläche umspannt. Nur kleine Inseln sollte es dort geben, denn größere Kontinente hätten Temperaturschwankungen bewirkt, welche ihrerseits eine Auflösung jener schweren Wolkenvorhänge verursacht hätten. So zumindest spekulierten und argumentierten einige Fachleute zu jener Zeit.

Im Jahr 1830 schrieb der deutsche Gelehrte Franz von Paula Gruithuisen, dass die Venus sich im Zustand eines Dschungelplaneten befinde. Ein Dickicht aus Urwäldern sollte sich über diese Welt erstrecken, die somit vielleicht gar an unsere Erde erinnerte, wie sie vor Jahrmillionen einmal aussah. Dann würde es wohl auch sogar höheres Leben auf dem nach dem Merkur sonnennächsten Planeten geben. Flüsse, Inseln, üppige Vegetation und amphibische Wesen, sie sollten das Bild beherrschen.

Einige Gelehrte jener Zeit waren regelrecht überzeugt von einer solchen Welt. Bis der Nachweis von Kohlendioxid gelang – jenes berühmten Treibhausgases. Die Venusatmosphäre besteht zu einem bemerkenswerten Prozentsatz von über 96 Prozent aus Kohlendioxid, gefolgt von Stickstoff, Wasserdampf und winzigen Anteilen anderer Gase. Einfallendes Licht wird bei seiner Passage durch die Kohlendioxidwolken in Infrarotstrahlung verwandelt, die nicht mehr abgestrahlt werden kann. Dadurch wärmt sich die Oberfläche des Planeten sehr stark auf.

Als diese Zusammenhänge klar wurden, entwarfen Forscher ein komplett neues Bild der Venus-Landschaft – sie bot sich nun als ausgedörrte Wüste dar. Von tropischen Pflanzen und exotischem Leben keine Spur mehr! Nur noch Dürre und Staubstürme. Oder gab es noch eine andere Möglichkeit? Verwundert waren die Forscher darüber, dass überhaupt soviel Kohlendioxid in der Atmosphäre vorhanden war. Normalerweise müsste es von Gesteinen festgehalten, also an sie gebunden sein. Gab es dort also keine Gesteine? So keimte erneut der Gedanke an ein riesiges Urmeer oder gar an einen organischen Ozean auf. Wogte dort vielleicht ein Ölmeer?

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Stand: 30.09.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Himmlische Hölle
Leben auf der Venus?

Urwald-, Meer- oder Ölplanet?
Venus zwischen Fantasie und Wirklichkeit

Eine himmlische Hölle
Keine Spur von einem "Erd-Zwilling"

Nichts als Geröll
Die Venus gibt ihre ersten Geheimnisse preis

Biologie im Backofen?
Vulkanwelt Venus

Extremophile im Visier
Wie könnte Leben auf der Venus aussehen?

Luftiges Leben
Günstige Bedingungen in der Atmosphäre

Biologische UV-Absorber in den Wolken
Bevölkern gigantische Bakterienkolonien die Lufthülle der Venus?

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