1992 QB1 und 1996TL66 sowie die meisten anderen der „Kuiper-Belt Objects“ sind keine echte »Konkurrenz« für Pluto, sind sie doch viel kleiner als er. Keiner von ihnen könnte wirklich zum zehnten Planeten des Sonnensystems avancieren. In den vergangenen Monaten haben aber vor allem zwei Entdeckungen einiges Aufsehen erregt, eben weil die aufgespürten Himmelskörper immerhin fast so groß sind wie der Plutomond Charon.
Die bisher ermittelten Durchmesser sind noch ungenau, sie basieren auf einer Schätzung der Albedo des jeweiligen Objekts. Trotzdem ist schon jetzt klar: 2001 KX76 erreicht bestimmt 1.000 Kilometer Durchmesser. Robert Millis, Chef des traditionsreichen Lowell-Observatoriums in Arizona und gleichzeitig Leiter des Deep Ecliptic Survey Teams ist begeistert; er sieht völlig neue Perspektiven für die Entdeckung eines echten Transpluto: »2001 KX76 ist so aufregend, weil es zeigt, dass bemerkenswerte Körper im Kuiper-Gürtel noch auf ihre Entdeckung warten. Wir haben jeden Grund zu der Annahme, dass Objekte bis hin zur Größe von Pluto oder sogar noch darüber dort draußen darauf warten, aufgefunden zu werden. Bis der Kuiper-Gürtel sorgfältig erforscht ist, können wir nicht vorgeben, die Ausdehnung oder den Inhalt des Sonnensystems zu kennen.«
In genau die gleiche Kerbe schießt auch der Astronom Stephen Tegler von der Universität von Arizona: »Wir können uns nun vorstellen, dass Körper gefunden werden, die sogar größer und noch ferner als Pluto sind. Solche Objekte haben sich einer Entdeckung bisher wegen ihrer extremen Lichtschwäche entzogen, die teils aus der mageren Sonnenbeleuchtung dort resultiert und teils auch aus ihren eigenen sehr dunklen Oberflächen.« Tegler kommentierte mit diesen Worten allerdings den Fund eines anderen faszinierenden Asteroiden: Varuna.
Dieses ebenfalls ziemlich große Objekt war dem Astronomen R. S. McMillan vom Steward-Observatorium, Arizona, bereits am 28. November 2000 ins Netz gegangen. Unter Annahme einer Albedo im Bereich von vier Prozent ermittelten Planetenwissenschaftler zunächst einen Durchmesser von bis zu 1.500 Kilometern für den »neuen« Himmelskörper, der nach einer altindischen Gottheit benannt wurde, nach dem Beherrscher des Universums und kosmischen Scharfrichter. Später versuchte David Jewitt zusammen mit seinen Kollegen Herve Aussel und Aaron Evans, die Albedo von Varuna direkt zu bestimmen.
Sie beobachteten die »Gottheit« zu diesem Zweck nicht nur im sichtbaren Licht, sondern auch im Submillimeter-Bereich, also bei Wellenlängen noch jenseits von Infrarot, um zu sehen, wie groß Varunas Wärmeabstrahlung aus dem einfallenden Sonnenlicht ist. Diese Messung, eine Standardmethode, sollte die tatsächlich Albedo liefern. Demnach reflektiert dieser Transpluto rund sieben Prozent Sonnenlicht und hat damit eine Oberfläche, die etwa so hell wie die unseres Mondes ist. Wenn aber Varuna mit merklich lichterem Material bedeckt ist, dann muss er nicht mehr so groß sein, um die beobachtete Helligkeit zu entwickeln.
Stand: 26.09.2001