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Anthropogeographie

Städte in der klassischen Antike

Polis - Stadt zwischen Natur und Gesellschaft?

Charakteristische Merkmale der Polis:

  • eine zu Ehren des Schutzgottes der Stadt geweihte Feuerstelle. Dieses Feuer darf nie ausgehen, und wenn Menschen ihre Stadt verlassen, nehmen sie etwas von der Glut mit, um in der neugegründeten Stadt ein neues Feuer zu entzünden.
  • das lebendige Zentrum der Stadtgemeinschaft und politischer Versammlungsort ist die so genannte Agora (= Marktplatz). Sie ist umgeben von Säulenhallen (= Stoa) und befindet sich in der Nähe der Tempel, dem Sitz des Stadtrates und anderen öffentlichen Versammlungsgebäuden.
  • nicht im Stadtkern, aber noch innerhalb der Stadtmauer ist das Gymnasion – die Schule zur Ausbildung von Körper und Geist – das Theater und das Stadion
  • ist die Stadt eine Akropolis, das heißt eine „hoch gelegene Burgstadt“, wird dieser Bereich mit Tempeln zu einem heiligen Bezirk ausgestaltet und stellt eine Art Stadtkrone dar
  • ein mit Mauern fest umgrenztes Territorium
  • Berücksichtigung der natürlichen Gegebenheiten (Gebirge,…)
  • eine sich selbst verwaltende, autonome Bürgergemeinde
Alte Karte Griechenlands © IMSI MasterClips

Unsere Zeitreise führt uns nun weiter in die Antike: Die Anfänge der griechischen Stadt liegen in dieser Zeit – zwischen 1100 vor Christus bis circa zum 4. Jahrhundert nach Christus. Beeinflusst durch ein neues Gesellschaftsbewusstsein entsteht eine völlig neue Lebensgemeinschaft und Organisationsform – die Polis.

Alles fängt mit der Besiedelung einiger Hügel an, auf die sich die in der Ebene lebende Bevölkerung zum Schutz vor Feinden zurückzieht. Diese Siedlungen dehnen sich immer weiter aus, bis auch die Ebenen miteinbezogen werden. Die Stadt selbst ist gegliedert in eine Oberstadt – die Akropolis mit den Tempeln der Götter und letzte Fluchtmöglichkeit – und die Unterstadt – der Ort für Handel und Verwaltung. Beide Teile bilden aber zusammen eine Einheit, die durch eine Stadtmauer geschützt wird.

Die Polis – ein Stadt-Staat oder Gemeindestaat – ist ein festgelegtes Territorium sowie die Keimzelle, Wegbereiter und Basis der Städte zwischen dem 8. und 6. Jahrhundert. Das Asty ist das Siedlungszentrum der Polis und hat am ehesten die Chance sich zu einer Stadt zu entwickeln. Die Stadt wiederum bildet den Mittelpunkt einer Polis, doch die Mehrheit der Menschen lebt auf dem Land und gewährleistet durch ihre landwirtschaftlichen Erträge die Versorgung der Stadt. Es findet also ein intensiver Austausch zwischen Stadt und Land statt.

Römisches Amphitheater © IMSI MasterClips

Im Mittelpunkt der Polis steht allerdings nicht die Stadt, sondern ein „neuer Mensch“ – das Mitglied einer Art Bürgergemeinschaft. Dieser Mensch ist ein freier Bürger, der der Stadt sehr eng verbunden ist, aber auch die Natur respektiert und mit einbezieht. Neben den Orten zur körperlichen Ertüchtigung, gibt es in der Stadt auch zahlreiche Treffpunkte, um die geistigen Bedürfnisse zu stillen – vor allem Theaterbesuche prägen das Leben der Menschen. Das Gemeinschaftsleben fördert diese „geistige Regsamkeit“ der Bürger und ruft eine Fülle von neuen Ideen in Kunst, Literatur und Wissenschaft hervor. Mit der Zeit erkennen die Griechen die Vorzüge des städtischen Lebens und ziehen es dem Landleben vor. Die Stadt wird das geistige und kulturelle Zentrum der Polis.

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Die Zikkurat © IMSI MasterClips

Eine wichtige Rolle in der Polis spielt die Natur: Der Stadtstaat entsteht in engster Anlehnung an die griechische Gebirgsnatur, respektiert diese und nutzt naturräumliche Einheiten, wie Gebirgszüge oder das Meer, als natürliche Begrenzungslinie. Besonders charakteristische Bereiche bleiben unangetastet und werden zum Teil in die Architektur miteinbezogen. So findet man selbst im künstlichen Gebilde Stadt Merkmale der ursprünglichen Landschaft, wie blanke Felswände oder schroffe Abhänge, wieder. Doch im Laufe der Zeit wandelt sich der Stellenwert der Natur und sie wird zwischenzeitlich vollkommen aus den Städten verbannt. In der frühhellenistischen Zeit (ab 336 vor Christus) wird bei den Griechen dann wieder der Ruf „Zurück zur Natur“ lauter, so dass kurz darauf künstliche Landschaften angelegt werden. Die Natur ist jetzt nicht einfach nur Landschaft, sondern ein Synonym für Geborgenheit, Idylle und Romantik – ein Erholungsraum für den damals schon gestressten Stadtmenschen.

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Stand: 24.06.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Stadtgeschichte(n)
Eine Zeitreise in die Vergangenheit...

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Wo werden Städte gegründet?
Von bevorzugten "Wohngegenden" und "Wohnlagen"...

Die Anfänge...
...oder wie alles beginnt

Städte der Frühzeit
Ur, eine der ersten Städte

Das Leben in frühzeitlichen Städten
Vom Bauer zum Banker..

Städte in der klassischen Antike
Polis - Stadt zwischen Natur und Gesellschaft?

Gleichförmigkeit im klassischen Griechenland
Das Typenhaus und der Schachbrettgrundriss

Urbs und Orbis
Alle Wege führen nach Rom

Der römische Alltag
Von Küche, Kosmetik und Kinderspielzeug

Mittelalterliche Städte
Wenn es in der Burg zu eng wird...

"Unterhaltungsprogramm" im Mittelalter
Ritterturniere, Hexenverbrennungen und öffentliche Hinrichtungen

Aufschwung und Umbruch in der Gründerzeit
Der Stadtumbau von Paris

Von Berliner Mietskasernen,...
...Hinterhöfen und Kellerwohnungen

Moderne Stadttypen
Von Amerika über den Orient nach Russland

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