Anzeige
Botanik

Giftige Glimmstengel

Nikotin macht süchtig

Geschenk der Götter – So nannten die Ureinwohner des amerikanischen Kontinentes den Tabak früher. Auch wenn von diesem glorifizierenden Image heute nicht mehr viel übrig geblieben ist, so hat die Pflanze von ihrer Heimat aus doch die ganze Welt erobert.

Wie so viele Dinge, die seit damals über den großen Teich nach Europa gelangten – seien es nun Kartoffeln, Cola, Hamburger, Videospiele oder Genfood – hat auch der Tabak auf die Menschen eine eigenartige Faszination ausgeübt und sie in seinen Bann gezogen.

tödliches Rauchen © National Cancer Institute

Dies ist umso verwunderlicher, weil es sich bei Nicotiana Tabacum, wie die Tabakpflanze mit dem wissenschaftlichen Namen genannt wird, eigentlich um eine Giftpflanze handelt. Mit Tomate, Kartoffel oder Stechapfel gehört sie zu den Nachschattengewächsen, die für ihren Gehalt an Alkaloiden wie Atropin, Scopolamin oder Meskalin bekannt sind. So reicht bei der Tollkirsche der Genuss von fünf bis zwanzig Beeren aus, um beim Menschen den Tod durch Atemlähmung herbeizuführen.

Das im Tabak vorkommende Alkaloid ist das Nikotin, das bei regelmäßigem Konsum – Rauchen, Kauen oder als Einlauf – noch vor Heroin zu den am schnellsten süchtig machenden Drogen gehört. Laut der neuesten EU-Tabak-Richtlinie darf eine Zigarette deshalb heute maximal ein Milligramm Nikotin enthalten. Angeblich reicht bereits das Nikotin einer einzigen Zigarette aus, einen Menschen zu töten, wenn diese nicht geraucht, sondern als Tee aufgebrüht wird.

Weltweit gibt es heute 700 Tabaksorten, die bei Temperaturen zwischen 15 und 27°C am Besten gedeihen. Meist handelt es sich dabei um einjährige Pflanzen, die allerdings rapide an Größe und Gewicht zu nehmen. Aus einem 0,1 Milligramm schweren, winzigen Samenkorn wird innerhalb weniger Monate eine zwei Kilogramm schwere Pflanze mit einer Höhe von bis zu zwei Metern.

Anzeige
Getrocknete Tabakblätter © Carolyn Merchant

Geerntet werden die reifen Tabakblätter von unten nach oben und das in mehreren zeitlichen Etappen. Anschließend trocknet man sie wochen- bis monatelang aufgereiht an Schnüren. Sonne und Luft, aber auch Feuer oder künstlichen Methoden wie Heißluftströme, sorgen für einen langsamen aber stetigen Wasserverlust, der verhindert, dass der Tabak brüchig wird oder an Aroma verliert.

Gebündelt und zu tonnenschweren Ballen verpackt erfolgt dann die Weiterverarbeitung des Tabaks. Dabei werden unter anderem Eiweiße entfernt und künstliche Duft- und Aromastoffe hinzugefügt, um den Geschmack zu verbessern. Erst nach dieser Spezialbehandlung ist der Tabak reif für die Zigaretten- oder Zigarrenindustrie.

  1. zurück
  2. |
  3. 1
  4. |
  5. 2
  6. |
  7. 3
  8. |
  9. 4
  10. |
  11. 5
  12. |
  13. 6
  14. |
  15. 7
  16. |
  17. 8
  18. |
  19. 9
  20. |
  21. 10
  22. |
  23. weiter


Stand: 12.06.2003

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Tabak
Vom Geschenk der Götter zum Umweltkiller

Zwischen Kult und Kahlschlag
Tabak verändert die Welt

Von der rituellen Pflanze zum Heilmittel
Die Kulturgeschichte des Tabaks

Auf dem Weg zum Massenprodukt...
Die Kommerzialisierung des Tabaks

Giftige Glimmstengel
Nikotin macht süchtig

Tabakplantagen statt Bäume
Schneisen des Todes

Viel hilft viel
Gift und Dünger gefährdet Mensch und Umwelt

Lukratives Nischenprodukt
Tabak in Deutschland

Raucher als Opferlämmer
Frisches Geld für das Steuersäckel

Liebling der Gentechnik
Die Nikotinpflanze als Biofabrik

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

keine Dossiers verknüpft