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Botanik

Von der rituellen Pflanze zum Heilmittel

Die Kulturgeschichte des Tabaks

Tabakpflanze © ARS/USDA

Tabak gehört zu den ältesten Nutzpflanzen der Welt. Schon lange vor der Blütezeit der ersten menschlichen Hochkulturen in Mesopotamien oder Ägypten begannen die Ureinwohner Amerikas um 6.000 vor Christus das Gewächs gezielt anzubauen. Zwar sollte es danach noch einige Zeit dauern, bis sie die Pflanze auch als Rausch- und Genussmittel entdeckten, doch für religiöse und rituelle Zwecke wurde das Nachtschattengewächs bereits früh genutzt. Erst um Christi-Geburt – so weiß man heute – kamen schließlich auch andere Verwendungszwecke in Mode: Die Indianer fingen an, Tabak zu rauchen oder per Einlauf zu „genießen“.

Nach Europa und auf alle anderen Kontinente der Welt kam der Tabak erst viel später. Christoph Columbus, der legendäre genuesische Seefahrer soll es gewesen sein, der die ersten Tabakpflanzen in die alte Welt brachte. Im Rahmen von Entdeckungstouren auf den Westindischen Inseln kam er im Oktober 1492 auch auf die heutige Insel Kuba, wo er laut Tagebuch auf Indianer „mit einer kleinen glimmenden Stange aus einem Kraut“ traf, deren Rauch sie inhalierten.

Um an den so begehrten blauen Dunst zu gelangen, benutzten die Einheimischen ein auf den ersten Blick merkwürdiges, aber sehr effektives Verfahren. Während man ein extra dafür angefertigtes Rohr in Y-Form mit dem einen Ende in den brennenden Tabak hielt, wurde der Rauch mithilfe der beiden anderen Ausgänge über die Nasenlöcher tief in die Lunge inhaliert. Das Rauchen hatte damals vor allem rituellen Charakter und durfte fast ausschließlich von Priestern oder Medizinmännern praktiziert werden. Der Tabak galt als Hilfsmittel, um mit ihnen in Kontakt zu treten.

Karikatur © National Cancer Institute

Columbus jedenfalls war vom Tabak beeindruckt und nahm einige Pflanze mit auf die Heimreise nach Spanien. Einmal in Europa angekommen ließ der Siegeszug der Tabakpflanze zunächst auf sich warten. Die ersten Exemplare landeten als biologische Sensation oder Kuriosität in botanischen Gärten und hinter Klostermauern. Dort jedoch widmete man sich ihnen hingebungsvoll und begann schon früh mit der Züchtung neuer Sorten. Das Rauchen jedoch war meist noch verpönt und wurde – wie zum Teil auch später noch – beispielsweise in der Türkei, in England und in vielen anderen Ländern verboten und gelegentlich sogar unter Todesstrafe gestellt.

Mit der Zeit jedoch kamen immer mehr Menschen auf den Geschmack und der blaue Dunst wurde, bei all denen, die sich das teure Kraut leisten konnten, zur Sitte und zum Laster. Um 1620 entstanden in England bereits erste Tabakläden und rund 50 Jahre später machte der berühmte Seefahrer und Pfeifenraucher Sir Walter Raleigh das seltsame Kraut in England sogar hoffähig.

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Schon bald aber hielt die Pflanze auch Einzug in die Medizin. So galt im späten Mittelalter Tabaklauge als Medikament gegen Gicht oder Krätze, ihr wurde aber damals auch eine verdauungsfördernde Wirkung zugeschrieben. Bereits der französische Gesandte Jean Nicot wusste 1566 bereits um die angeblichen Wunderwirkungen des Tabaks und schickte der französischen Königin Katharina von Medici einen Beutel Schnupftabak um ihre Migräne zu lindern. Der Mythos vom Tabak als Heilmittel, der sich zum Teil bis heute gehalten hat, war geboren.

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Stand: 12.06.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Tabak
Vom Geschenk der Götter zum Umweltkiller

Zwischen Kult und Kahlschlag
Tabak verändert die Welt

Von der rituellen Pflanze zum Heilmittel
Die Kulturgeschichte des Tabaks

Auf dem Weg zum Massenprodukt...
Die Kommerzialisierung des Tabaks

Giftige Glimmstengel
Nikotin macht süchtig

Tabakplantagen statt Bäume
Schneisen des Todes

Viel hilft viel
Gift und Dünger gefährdet Mensch und Umwelt

Lukratives Nischenprodukt
Tabak in Deutschland

Raucher als Opferlämmer
Frisches Geld für das Steuersäckel

Liebling der Gentechnik
Die Nikotinpflanze als Biofabrik

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