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Ökologie

Mit Giftharpunen und Stacheln gegen den Feind

Strategien zum Übertragen der Toxine

„7 Stiche töten ein Pferd, 3 einen Mann“ – diese Mär aus dem Volksmund über die Giftigkeit der heimischen Hornissen ist zwar von Wissenschaftlern mittlerweile längst widerlegt, hält sich aber in großen Teilen der Bevölkerung immer noch hartnäckig. Manche Menschen werden geradezu hysterisch, wenn sie die lang gestreckten schwarzgelben Hornissen nur von weitem sehen.

Künstlerische Darstellung der Scheiben um die jungen Sterne HK Tauri A und B. © R. Hurt (NASA/JPL-Caltech/IPAC)

Dabei haben Forscher in verschiedenen Studien belegt, dass eine Hornisse nicht mehr Gift in den Körper des Opfers pumpt als eine Biene oder Wespe. Um einen durchschnittlich großen und schweren Menschen zu töten, sind deshalb bei allen drei heimischen Insekten immer mehrere Hundert Stiche notwendig – kein Grund zur Sorge demnach, es sei denn man hat eine Allergie gegen bestimmte Histamine oder Serotonine. Dann reicht unter Umständen ein einziger Stich, um in eine lebensbedrohliche Situation zu geraten.

Doch wie sieht eigentlich ein typischer Giftapparat beispielsweise bei einer Honigbiene aus? Der Stachel dieser Insekten hat sich im Laufe der Evolution aus der Legeröhre für Eier entwickelt. Deshalb können auch nur weibliche Bienen stechen. Gespeist wird der Stachel wie bei vielen anderen giftigen Arten von einer Blase, die als Depot für die toxischen Substanzen dient. Produziert und zusammengemixt werden die chemischen Stoffe zuvor jedoch von einer besonderen Drüse. Solche Organe haben sich häufig aus ehemaligen Speicheldrüsen entwickelt.

Wie einst Robin Hood…

Viel origineller und trickreicher als die relativ simplen Stacheln der Insekten sind jedoch die Giftharpunen, mit denen Kegelschnecken arbeiten.

Farbenprächtig, langsam und harmlos sehen diese Tiere aus, wenn man sie im flachen Wasser oder auf Riffen in den tropischen Meeren beobachtet. Doch der Anblick täuscht. Dies wird dem Strandwanderer und Trophäensammler schnell klar, wenn er die gerade mal wenige Zentimeter großen Tiere in die Hand nimmt. Denn die Kegelschnecken verfügen über starke Nervengifte, die im günstigsten Fall nur für Taubheitssymptome manchmal aber auch zu Bewusstlosigkeit oder zum Tod des Opfers führen.

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Doch wie übertragen die Schnecken ihre gefährlichen Toxine? Ganz einfach: sie benutzen eine Giftharpune. Diese besteht aus einem hohlen umgewandelten ehemaligen Zahn, der aus dem Schlund der Schnecke heraus dem potentiellen Opfer entgegengeschleudert wird. An ihr befindet sich ein Widerhaken, der die Waffe im Körper der Beute sicher verankert. Über diesen „Pfeil“ fließt ein giftiges Drüsensekret in den Körper des Fisches oder Wurms und lähmt ihn in kürzester Zeit. Anschließend verspeist die Kegelschnecke ihre Beute dann mit „Haut und Haaren“.

So wie Robin Hood nach einem Schuss mit dem Bogen blitzschnell einen neuen Pfeil aus dem Köcher zieht, ersetzt auch die Kegelschnecke eine verbrauchte Harpune durch eine neue. Diesen Waffennachschub trägt das Weichtier in einem speziellen „Beutel“ im Inneren des Körpers immer bei sich.

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Stand: 18.03.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Gefährliche Giftmischer
Tiere und ihre Toxine

Winzlinge in tödlicher Mission
Pfeilgiftfrösche

Gift ist nicht gleich Gift
Woraus bestehen tierische Waffen?

Die Mischung macht’s…
Toxincocktail statt Einzelgift

Spuckangriffe und Hautsekrete
Wie setzen Tiere ihre Gifte ein?

Mit Giftharpunen und Stacheln gegen den Feind
Strategien zum Übertragen der Toxine

Der Klügere siegt!
Wettstreit zwischen Gifttieren und ihren Opfern

El Dorado für tödliche Kreaturen
Gefährliches Australien

Mit Schnecken gegen Schmerzen
Neue Medikamente aus Tiergiften

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