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Das Urteil

Als Ketzer verdammt

Am 20. Januar 1600, nach Entgegennahme des Berichtes des Dominikanergenerals Beccaria, entscheidet Clemens VIII., »in dieser Sache die letzten Schritte zu tun und unter Anwendung der angemessenen Formalitäten das Urteil zu sprechen.« Er lässt es sich nicht nehmen, die Sitzung der Heiligen Inquisition am 20. Januar 1600 persönlich zu leiten.

Brunos Handschrift © Starobserver

Bruno übergibt eine Denkschrift. Er hat sie in den Tagen nach dem 21. Dezember angefertigt. Sie wird ungelesen beiseite gelegt. Der Dominikanerorden, der die Inquisition selbst betreibt, hat – zumindest das muss man ihm zugute halten – nichts unversucht gelassen, den »verirrten Bruder in Christo« noch in letzter Stunde zu bekehren. Die Dominikaner waren alles in einem: Kläger, Henker, Vermittler, Retter.

Doch die Sturheit des Ketzers ist offensichtlich. Und so fällt der Papst persönlich das Urteil. Er »ordnete an und befahl, dass der Fall zu Ende geführt werde unter Anwendung der angemessenen Formalitäten und dass das Urteil verkündet werde und der besagte Frater Jordanus der weltlichen Gewalt überantwortet werde.«

Die »angemessene Formalität« findet am 8. Februar 1600 statt. Giordano Bruno wird zur Urteilsverkündung in den Palast des Kardinals Madruzzi geführt, dem Vorsitzenden des Heiligen Offiziums. Kniend, im Gewand seines Ordens, empfängt er das Urteil, verlesen von Rechtsprokurator Giulio Materenzii. Es lautet: Tod auf dem Scheiterhaufen wegen achtfacher Häresie.

Auszüge aus der Urteilsschrift:

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»Mit diesem Akte fällen wir das Urteil gegen den Bruder Giordano Bruno und erklären ihn als verstockten und hartnäckigen Häretiker, nachdem wir alle kirchlichen Maßnahmen und Bestimmungen des heiligen Kanons, des Rechts und der Kirchenverfassung herangezogen haben, die sich mit der Behandlung solcher überführten, unbußfertigen, hartnäckigen und widerspenstigen Ketzer befassen. (…) Von nun an sollst Du ausgestoßen sein aus unserer priesterlichen Gemeinschaft und aus unserer heiligen und unbefleckten Kirche, deren Gnade du nicht mehr würdig bist. Wir verfügen und ordnen an, dass Du hiermit der Gerichtsbarkeit des hier anwesenden Gouverneurs von Rom übergeben wirst, auf dass die Strafe an Dir vollzogen wird, die Du verdienst. (…)

Weiterhin verdammen wir, verwerfen wir und verbieten wir alle Deine Bücher und Schriften als ketzerisch und irrig und bestimmen, dass alle, welche entweder bereits im Besitze oder in Zukunft zu Händen des Heiligen Offiziums kommen werden, öffentlich vernichtet und auf den Stufen von Sankt Peter verbrannt werden mögen.«

Es wird berichtet (und Bert Brecht benutzt dieses Zitat auch in seinem Theaterstück Im Mantel des Ketzers aus dem Jahre 1939), dass Giordano Bruno nach der Urteilsverkündung aufgesprungen sei und dem Offizium entgegengeschleudert habe: »Mit größerer Furcht wohl sprecht ihr mir das Urteil, als ich es empfange.«

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Stand: 17.02.2005

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Giordano Bruno
Ein Kosmologe stirbt für die Wahrheit

Himmelsmechanik mit Tricks
Das kirchliche Weltbild des Universums

„Frecher Frevel“
Brunos Sicht des Universums

Giordano – der Mensch
Ungestüm, emotional und unabhängig

Begrabene Hoffnung
Folter, Kerker und Verachtung

Das Urteil
Als Ketzer verdammt

Die Hinrichtung
Beharrend bis zum Ende

Jahrhunderte später
Späte Rehabilitation

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