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Anthropogeographie

Hotspot Hamburg

Sechs Elbevertiefungen in einem Jahrhundert

Hamburger Hafen © ARGE Elbe

In Hamburg ist der Ausbau der Elbe ein Pfund, das die Stadt in die Waagschale wirft, um mit anderen Nordseehäfen mitzuhalten. Innerhalb eines Jahrhunderts wurden die Unter- und die Außenelbe fünf Mal tiefer gelegt, um immer moderneren Hochseeschiffen die Passage in den Hamburger Hafen zu ermöglichen. Die sechste Fahrrinnenanpassung wurde nach einem Antrag des Senats der Hansestadt im September 2004 vom Bundesverkehrsministerium in Auftrag gegeben.

Fischpass am Wehr Gheesthacht. Bis zum Wehr Gheesthacht sind die Gezeiten in der Elbe noch spürbar. Das Wehr stellt eine künstliche Tide-Grenze dar. © ARGE Elbe, A. Prange

Der Hamburger Hafen liegt 120 Kilometer von der Nordseeküste entfernt. Doch noch bis zum südlich von Hamburg gelegenen Wehr Gheesthacht ist die Wirkung der Gezeiten in der Elbe spürbar. Für Schiffe mit einem Tiefgang bis zu 12,50 Meter ist dies heute kein Problem. Doch mittlerweile hat ein Großteil der Container-Schiffe einen Tiefgang von mehr als 14 Metern. Bis zu einer bestimmten Schiffsgröße besteht die Möglichkeit, die flache Unterelbe vor dem Hafen Hamburg mit der Flut zu durchfahren. Doch je größer die Schiffe, desto kleiner wird das Zeitfenster zwischen Ebbe und Flut, um in den Hafen zu gelangen oder ihn zu verlassen. Die einzige Lösung ist bisher, die Schiffe nicht voll zu beladen.

Angesichts des Konkurrenzdrucks in der Hochsee-Schifffahrt ist das für den Hamburger Senat nicht akzeptabel. Die Stadtväter wollen den Hamburger Hafen so attraktiv wie möglich machen. Und dafür muss, wenn nötig, die Elbe eben an die Container-Schiffe angepasst werden. Das letzte Mal waren die Bagger 1999 im Einsatz. Das Ziel für den jetzt in Planung gehenden Ausbau ist eine Vertiefung der Fahrrinne um einen Meter. Erste Untersuchungen zu Rentabilität und Umweltverträglichkeit sind bereits gelaufen. Die zuständige Wasser- und Schifffahrtsdirektion Nord geht von einem Beginn der Baggerarbeiten im Jahr 2007 aus, so dass der Schifffahrt erste deutliche Tiefgangsverbesserungen bereits in 2008 zur Verfügung gestellt werden könnten.

Die Umweltverbände werfen den Befürwortern des Elbe-Ausbaus dagegen vor, die Untersuchungen zur Hochwasserrelevanz und zur Umweltverträglichkeit zu beschönigen, denn noch sei kein einziges Mal geprüft worden, wie alle bisherigen Elbevertiefungen zusammen die Umwelt verändert haben. Um potentielle Gefahren zu erkennen, sei eine solche Bewertung aber dringend notwendig, so der WWF.

Was den tatsächlichen Bedarf der Elbevertiefungen für den Hamburger Hafen betrifft, sind möglicherweise Zweifel angebracht. Denn neben dem Elbe-Ausbau steht Gleiches auch für die Außenweser an. Darüber hinaus ist in Wilhelmshaven ein Tiefwasserhafen geplant. Der WWF fordert deshalb ein Konzept, das die Umschlagkapazitäten der wichtigsten Häfen an der deutschen Nordseeküste aufeinander abstimmt. So ließen sich Ausbaumaßnahmen an der Elbe künftig vielleicht verhindern.

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Stand: 03.12.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Quo vadis, Elbe?
Ein Fluss zwischen Wirtschaft und Naturschutz

Zwei Jahre nach der Elbe-Flut
Aus dem Hochwasser nichts gelernt?

Ein Hauch von Amazonas
Der größte Auenwald Mitteleuropas

Biber, Otter, Würfelnatter
Refugium für bedrohte Arten

Ausbau oder Rückbau?
Die Fronten

Hotspot Mittlere Elbe
Degeneration oder Regeneration der Aue?

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Staustufen oder Lachse?

Hotspot Hamburg
Sechs Elbevertiefungen in einem Jahrhundert

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Technikwunder zum Selbstzweck?

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