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Astronomie/Kosmologie

Von Green Bank nach Arecibo…

Kleine Geschichte der SETI-Forschung

19. September 1959

Die Physiker Philip Morrison und Giuseppe Cocconi von der Cornell University veröffentlichen unter dem Titel „Searching for Interstellar Communications“ eine bahnbrechende These in „Nature“. Sie schildern, dass und wie Radioastronomie dazu dienen könnte, potenzielle intrastellare Kommunikationsversuche einzufangen. Diese Veröffentlichung gilt noch heute als die Geburtsstunde von SETI.

08. April 1960

Green Bank Radioteleskop © NRAO/AUI

Fast zeitgleich mit Morrison und Cocconi arbeitet der junge Astronom Frank Drake am Green Bank Radioteleskop in West Virginia an einer Idee, wie er mögliche Signale von anderen Welten einfangen könnte. Im April schließlich beginnt das Projekt „Ozma“, zunächst mit der Beobachtung der zwei sonnennächsten Sterne, Tau Ceti und Epsilon Eridani. Schon nach wenigen Stunden registiert Drake tatsächlich ein starkes Signal, es stellt sich jedoch wenig später als irdischen Ursprungs heraus.

November 1960

Zum ersten Mal treffen sich Wissenschaftler verschiedener Disziplinen in Green Bank, um über die Wahrscheinlichkeit extraterrestrischer Intelligenzen und die Suche nach ihnen zu diskutieren. Für SETI bedeutet diese Konferenz gleichsam den „Ritterschlag“: die offizielle Anerkennung als seriöse Wissenschaft. Während dieser Tagung stellt Frank Drake auch erstmals seine inzwischen als Drake-Gleichung berühmt gewordene Berechnung zur möglichen Anzahl höherentwickelter Zivilisationen in unserer Galaxie vor.

1971

Mit „Project Cyclops“ beginnt sich auch die NASA für SETI zu interessieren. Erstmals werden im Laufe eines Sommer-Workshops der Stanford Universität und des NASA Ames Forschungszentrums Pläne für zukünftige SETI-Forschungen entwickelt.

1972 – 1976

Am Green Bank Radioteleskop geht unter dem Namen Ozma II die Suche nach ETI-Signalen weiter. Insgesamt durchmustern die Forscher dabei im Laufe von mehr als 500 Beobachtungsstunden 674 Sterne – ohne allerdings etwas zu entdecken.

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15. August 1977

Das WOW!-Signal: Das riesige „Big Ear“ Radioteleskop der Ohio State Universität registriert das stärkste und deutlichste potenzielle Alien-Signal in der Geschichte von SETI. Bis heute konnte es allerdings weder wiederbeobachtet noch seine Ursache aufgeklärt werden.

1984

Das SETI Institut wird gegründet. Sein erklärtes Ziel: Forschung zu SETI und dem Leben im Universum zu fördern und durchzuführen. Zu den Gründungsmitgliedern gehören SETI-Pionier Frank Drake, aber auch die Radioastronomin Jill Tarter, die häufig als Vorbild für die Hauptprotagonistin in Carl Sagans Bestseller „Contact“ gilt.

12. Oktober 1992

Offizieller Start zweier paralleler NASA-SETI-Programme unter dem Namen „High Resolution Microwave Survey (HRMS). Während Astronomen des NASA Ames Forschungszentrums das 305-Meter Radioteleskop in Arecibo nutzten, um 800 bis 1.000 vorher ausgewählte Sterne gezielt anzupeilen, begannen Forscher des Jet Propulsion Laboratory (JPL) mit einem Himmels-Survey mithilfe des 34-Meter-Teleskops Goldstone in der Mojavewüste.

1993

Nach weniger als einem Jahr laufender Beobachtungen, 60 Millionen Dollar Entwicklungskosten und 23 Jahren Planung fällt das NASA-SETI-Projekt dem Sparedikt des US-Kongress zum Opfer. Dennoch trägt die NASA-Beteiligung erheblich dazu bei, die SETI-Forschung weiter voranzutreiben und zu professionalisieren. Das SETI-Institut springt ein und übernimmt einen Großteil der HRMS-Ausrüstung.

Februar 1995

Das SETI-Institut startet das „Project Phönix“ , eine Weiterentwicklung der vom NASA Ames Forschungszentrum begonnen gezielten Suche (Targeted Search). Auf der Suchliste stehen rund 1.000 meist sonnenähnliche Sterne in maximal 200 Lichtjahren Entfernung und einem Mindestalter von drei Milliarden Jahren. Bis September 1996 dient das 64-Meter-Parkes-Radioteleskop in Australien als Stützpunkt.

Oktober 1995

Mit Unterstützung der in Privatinitiative gegründeten Planetary Society nimmt „Project BETA“ seine Arbeit am 28-Meter-Teleskop des Harvard-Smithsonian Observatory im amerikanischen Harvard auf. Im Gegensatz zu „Phönix“ soll „Beta“ nicht gezielt einzelne Sterne, sondern den kompletten Himmel auf der Frequenz des neutralen Wasserstoffs durchmustern.

1996

Projekt Phönix zieht von Australien an das 43-Meter-Radiotelekop von Green Bank in Virgina um. Zur gleichen Zeit wird am 305-Meter-Radioteleskop von Arecibo in Puerto Rico der passiv mit den Teleskopbewegungen mitwandernde Empfänger für das Projekt SERENDIP installiert. Dieses ebenfalls von der Planetary Society unterstützte SETI-Projekt beruht ähnlich wie „BETA“ auf dem Prinzip des ungezielten Himmels-Surveys.

1998

Projekt Phönix verlegt seinen Hauptstützpunkt an das 305-Meter-Radioteleskop von Arecibo in Puerto Rico, wo es bis heute stationiert ist. An der Harvard Universität und der Universität von Kalifornien in Berkeley starten erstmals auch optische SETI-Projekte. Die Observatorien suchen dabei gezielt nach sehr kurzen, von vorher ausgewählten Zielsternen ausgehenden Lichtblitzen.

1999

Das Projekt SETI@home beginnt. Es nutzt ebenfalls den SERENDIP-Empfänger am Arecibo-Radioteleskop, konzentriert seine Suche aber auf einen engeren Frequenzbereich. Die Analyse der Daten erfolgt erstmals nicht stationär, sondern auf den mehr als vier Millionen Desktop-PCs der Teilnehmer dieses weltweiten Internetprojekts.

2000

Das Optische SETI-Programm am Harvard Observatorium wird ausgeweitet. Es soll bis 2002 den ersten kompletten optischen Himmelssurvey durchführen.

18.-24. März 2003

SETI@home-Astronomen nutzen das Arecibo-Radioteleskop für gezielte Wiederbeobachtungen von rund 200 „Kandidaten“-Signalen. Sie wurden zuvor aus den Daten der fast vier Jahre langen Arbeit des Internetprojektes als die interessantesten und aussichtsreichsten für ein echtes ETI-Signal ausgewählt.

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Stand: 08.05.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

SETI
Die Suche nach außerirdischen Intelligenzen

Sind wir allein im Kosmos?
SETI-Forschung zwischen Wissenschaft und Metaphysik

Eine Nadel im Heuhaufen...
Suche nach einem Lebenszeichen von ET

Schmal, glockig und nahe am Wasserstoff...
Wie könnte ein ET-Signal aussehen?

WOW!
Ein Signal macht Geschichte

Kleinvieh macht auch Mist...
Das Projekt SETI@home

ET am Schreibtisch
Wie funktioniert SETI@home?

SETI-Kandidaten unter der Lupe
Die Wiederbeobachtungen im März 2003

ETI - Sein oder nicht sein
Gibt es intelligentes Leben im All?

Eine Formel - viele Unbekannte
Die Drake-Gleichung

Von Green Bank nach Arecibo...
Kleine Geschichte der SETI-Forschung

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