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Phänomene

Die Fata Morgana

Blau hinter Wüst und Heere, der Streif erlogner Meere

Die Bezeichnung Fata Morgana lässt sich auf die Fee Morgana, Halbschwester des sagenumwobenen König Artus, zurückführen. Der Legende nach übte sie ihre Macht unter anderem durch Luftspiegelungen aus. Italienische Dichter erwähnten diesen Namen erstmals im 14. Jahrhundert – Fata ist das italienische Wort für Fee. Sie sahen in der Fee Morgana die Urheberin der komplexen Luftspiegelungen, die gelegentlich in der Straße von Messina zu bewundern sind.

Mythen und Legenden ranken sich bis heute um die flirrenden Scheinbilder. Marco Polo hielt sie für Zeichen des Bösen, die ihn in die Irre leiten wollten. Und für zahlreiche Wüstendurchquerer wurden die Spiegelbilder wirklich zum Verhängnis, denn im Glauben, auf eine Oase oder Wasserstelle zuzulaufen, gelangtem sie immer tiefer in die Wüste. Goethe beschrieb das Phänomen in seinem Werk „West-östlicher Divan“ auch als „Streif erlogner Meere“. Rätselhafte Erscheinungen wie der fliegende Holländer, der Klabautermann oder vielleicht sogar das Ungeheuer von Loch Ness könnten auf die Trugbilder der Fee Morgana zurückgeführt werden. Sogar ein biblisches Ereignis wird mit den Spiegelungen in Zusammenhang gebracht: Die Israeliten durchquerten trockenen Fußes das Rote Meer. War es nur eine Fata Morgana?

Lichtbrechungen sind schuld

Erst vor 200 Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass eine Fata Morgana durch Lichtbrechungen an verschieden dichten Luftschichten hervorgerufen wird. Voraussetzung hierfür sind extreme Temperaturunterschiede in den bodennahen Luftschichten.

An heißen Sommertagen können wir auch in unseren Breiten Luftspiegelungen beobachten. Wenn sich der Asphalt der Straßen stark erwärmt, beginnt er zu flirren und Wasserpfützen scheinen unvermittelt aufzutauchen. Die erhitzte Luft über der Straße hat sich ausgedehnt und deshalb eine geringere Dichte als in den Schichten darüber. An den Grenzflächen zwischen verschieden dichten Luftmassen wird Licht gebrochen und ändert seine Richtung. Durch zahlreiche kleine Brechungen an dünnen Lichtschichten verschiedener Dichte erfährt der Lichtstrahl eine bogenförmige Krümmung. Das Objekt, in diesem Fall der Himmel, wird nach unten gespiegelt.

Die Bedingungen für das Entstehen von Fata Morganen sind in der Wüste geradezu ideal, herrschen hier doch oft extreme Temperaturunterschiede zwischen den einzelnen Luftschichten. Doch auch in kälteren Gebieten hat man die Chance, diesem Phänomen zu begegnen. Nicht nur in Form der flirrenden Luft über dem Asphalt. Auch das Meer oder Wattgebiete bieten der Fee Morgana eine geeignete „Bühne“. Selbst in Polarregionen sind sie anzutreffen. Hier bilden sich Inversionen mit umgekehrter Temperaturverteilung, d.h. über bodennaher kalter Luft liegen wärmere Schichten. An der Grenze zwischen kalter und warmer Luft entsteht eine Inversionsschicht, die wie ein Reflexionsspiegel Objekte vertikal stark vergrößert nach oben spiegelt.

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Stand: 16.01.2002

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Illusion und Wirklichkeit
Die visuelle Wahrnehmung des Menschen auf Irrwegen

Sehen und wahrnehmen
Wie die visuelle Wahrnehmung funktioniert

Täuschen
Irrungen - Wirrungen

X für ein U? - das Gehirn wird ausgetrickst
Geometrisch-optische Täuschungen

Von Scheinriesen und Zwergen
Die Größenkonstanz

Von gedachten Figuren und weißerem Weiß
Formen und Helligkeit

Ich sehe was, was du nicht siehst
Ambivalente Bilder

Die Sinneszellen sind übersättigt
Nachbilder

Die Fata Morgana
Blau hinter Wüst und Heere, der Streif erlogner Meere

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