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Regionen

Mungos gegen Ratten

Ein Experiment mit Folgen

Längst nicht alle Bioinvasoren können auf den Vulkaninseln Hawaiis auf Dauer Fuß fassen. Doch immer wieder sind unter den Einwanderern einige Arten, die sich zu einer gefährlichen Konkurrenz oder Gefahr für die heimischen Arten entwickeln.

Zuckerrohr © USDA

Ein Beispiel: Hawaii im Jahre 1883. Zuckerrohrplantagen haben sich in vielen Regionen Hawaiis ausgebreitet wie Krebsgeschwüre. Der Handel mit Zucker boomt und lässt die Kassen der Großgrundbesitzer kräftig klingeln. Sogar tropischer Regenwald wird gefällt, um Platz für neue Anbauflächen zu schaffen.

Doch die Plantagen liefern nicht nur den begehrten Rohstoff Zucker, sie sind auch zur Heimat von Millionen von Ratten geworden, die hier Nahrung im Überfluss finden. Was tun um der Rattenplage Herr zu werden? Die Plantagenbesitzer sind ratlos. Endlich kommt einer auf die rettende Idee: Wie wäre es, wenn man Mungos als biologische Schädlingsbekämpfung einsetzen würde? Schnell werden aus Indien die gefräßigen kleinen Raubtiere importiert, die neben Würmern und Schnecken auch Säugetiere bis zur Größe eines Hasen oder Giftschlangen auf ihrer Speisekarte stehen haben.

Zunächst sieht es so aus, als könnte die Strategie Erfolg haben. Die Mungos werden auf Hawaii schnell heimisch und vermehren sich gut. An den ungeliebten Ratten dagegen zeigen sie jedoch zum Leidwesen der Großgrundbesitzer wenig Interesse. Die Zuckerbarone hatten schlicht und einfach übersehen, dass die Mungos tagaktive Tiere sind, während die Ratten vor allem in der Nacht und in der Dämmerung auf Nahrungssuche gehen.

Statt die Nagetiere dezimieren, werden die Mungos im Laufe der Zeit selber zum Problem. Sie plündern die Nester der einheimischen Vögel und machen auch vor den Jungtieren nicht halt. Nicht zuletzt deshalb sind mittlerweile viele seltene oder nur auf Hawaii vorkommende Vogelarten stark in ihrem Bestand bedroht oder bereits ausgestorben. Eine endgültige Lösung für das Rattenproblem gibt es bis heute nicht…

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Erfolgreiche Bioinvasoren

Warum jedoch sind viele biologische Einwanderer auf Hawaii so erfolgreich? Weshalb können sie die angestammten Arten aus ihren Lebensräumen verdrängen oder gar ausrotten? Forscher haben herausgefunden, dass sich viele der erfolgreichen „Bioinvasoren“ schnell und häufig fortpflanzen und sich gut an die jeweils herrschenden Bedingungen – sei es nun Wärme, Feuchtigkeit oder Nahrungsangebot – anpassen können. Auf Hawaii gibt es für Bioinvasoren wie den Mungo zudem kaum natürliche Feinde oder ansteckende Krankheiten, die die Zahl der Tiere dezimieren könnten.

Aufgrund der Jahrmillionen währenden Isolation auf den entlegenen Hawaii-Inseln und dem Fehlen von Feinden, besitzen viele einheimische Pflanzen und Tiere keine Waffen wie Dornen, Gifte oder scharfe Krallen. Sie können sich gegen aggressive neue Arten kaum wehren und sind dann innerhalb weniger Jahre vom Aussterben bedroht.

Manche hawaiianische „Ureinwohner“ haben zudem ihr Verhalten nicht an natürliche Feinde anpassen müssen und fallen dadurch neuen Raubtieren zum Opfer. So legen viele der heimischen Vogelarten ihre Eier direkt auf dem Boden ab. Für Tiere wie das Jemen-Chamäleon, das seit einigen Jahren beispielsweise auf Oahu sein Unwesen treibt, sind das Gelege und die Jungtiere der Vögel eine begehrte Delikatesse.

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Stand: 24.09.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Hawaii
Tropisches Paradies auf heißem Untergrund

Weit weg von jeder Plattengrenze…
Wie kommen die Vulkane ins Meer?

Vulkanische Perlenkette
Was die Hawaii-Inseln über die Erdgeschichte erzählen

…und sie bewegen sich doch
Streit um Hot Spots

Krater, Aa-Lava und ein drive in volcano
Erdgeschichte „live“

humuhumunukunu...
…und andere Tiere und Pflanzen

Gefährliche Eindringlinge
Bioinvasoren verdrängten heimische Arten

Mungos gegen Ratten
Ein Experiment mit Folgen

Keine Chance für den Wald?
Folgen der Bioinvasion

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