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Geologie/physische Geographie

Woher stammt das Verhalten?

Hören der Hummeln hilft bei Evolutionsforschung

Neben diesem Weg vom genetischen Code zum Verhalten interessieren sich die Forscher aber auch für die evolutionären Ursprünge von Verhaltensmerkmalen: In welcher Reihenfolge haben sie sich zum Beispiel entwickelt? Da man aus fossilem Material in der Regel nur Schlüsse auf die Entwicklung von anatomischen Merkmalen ziehen kann, gehen die Wissenschaftler beim Studium der Evolution von Verhaltensmerkmalen den indirekten Weg: Sie vergleichen heute lebende Arten miteinander und beziehen dabei ihren Verwandtschaftsgrad in die Überlegungen mit ein. Je entfernter die Verwandtschaft von Arten ist, die ein übereinstimmendes Verhalten zeigen, desto länger muss das Verhaltensmerkmal schon existieren.

Die nächsten Verwandten unserer Honigbiene sind asiatische Arten wie Apis dorsata © Ruhruni Bochum

Die nächsten Verwandten unserer westlichen Honigbiene leben in Asien. Auch sie setzen den Bienentanz ein, um Stockgenossinnen zum Futtersammeln zu animieren. Der Vergleich der Verständigungssysteme der verschiedenen asiatischen Honigbienen half Vorstellungen darüber zu entwickeln, wie und warum diese Signale entwickelt wurden. So zeigte sich, dass die akustischen Signale bei einer ursprünglichen Art noch nicht vorkommen. Es gibt Hinweise darauf, dass sie sich als Anpassung an das Sammeln und Tanzen unter ungünstigen Lichtverhältnissen bei Arten entwickelt haben, die auch nachts auf Futtersuche gehen.

Da alle Honigbienenarten aber eine Tanzsprache aufweisen, müssen die Forscher, um evolutionäre Vorstufen des Bienentanzes zu finden, etwas entferntere Verwandte betrachten, nämlich die ebenfalls sozial lebenden Hummeln und die stachellosen Bienen. Erst vor wenigen Monaten konnten sie zeigen, dass Hummeln hören können und in ihren Nestern eine Reihe von akustischen Signalen produzieren.

Erdhummel Bombus terrestris © Ruhruni Bochum

Dazu haben die Forscher Töne verschiedener Frequenzen per Lautsprecher in das Hummelnest eingespielt und die Reaktionen der Hummeln verfolgt. Bei bestimmten Frequenzen zucken die Hummeln zurück und heben das Mittelbein, was eine Drohgebärde bedeutet. Auch eine Alarmierung der Nestgenossen ist bei Hummeln erkennbar:

Nur eine einzige erfolgreiche Sammlerin, die sie nach der Fütterung in den Stock zurücksetzten, konnte nach Phasen schlechten Futterangebots durch vibratorische und olfaktorische Signale das ganze Volk wieder dazu bringen, aktiv nach geeigneten Futterquellen zu suchen. Eine gerichtete Animierung von Stockgenossinnen wie bei Honigbienen war jedoch nicht feststellbar – das Verhaltensmerkmal muss sich also bei den Bienen erst nach ihrer verwandtschaftlichen Entfernung von den Hummeln entwickelt haben.

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Stand: 17.09.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mit Bienen im Gespräch
Chemische und akustische Kommunikation sozial lebender Insekten

Stumme Tänze wirken nicht
Die Choreographie der Bienentänze

Tanzgene bestimmen „Begabung“
DNA-Bruchstücke verraten Spezialistinnen für verschiedene Tänze

Vetternwirtschaft – nicht im Bienenvolk
Konkurrenz oder Bevorzugung kommt nur selten vor

Woher stammt das Verhalten?
Hören der Hummeln hilft bei Evolutionsforschung

Duft-Botschaften an die Brut
Pheromone als chemische Sprache der Bienen

Larven „rufen“ per Duft nach Nahrung…
…und Parasiten antworten darauf

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