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Zoologie

Stumme Tänze wirken nicht

Die Choreographie der Bienentänze

Das Tanzsystem der Honigbienen ist sehr komplex und gleichzeitig flexibel. Tanz ist hier keineswegs gleich Tanz. Und nicht alle Bienen eines Stocks tanzen nach der gleichen Choreographie.

Schwänzeltanz

Tänzerin mit Gefolge, das die Information des Tanzes aufnimmt © Ruhruni Bochum

Bei der Futtersuche erfolgreiche Sammlerinnen führen nach ihrer Rückkehr in den Stock einen Bienentanz auf: Die Tänzerinnen laufen auf der Wabe eine kurze Strecke geradeaus und kehren dann im Bogen abwechselnd links- und rechtsherum zum Ausgangspunkt zurück. Während sie die gerade Strecke dieser Achterfigur durchlaufen, bewegen sie den Hinterleib in seitlicher Richtung hin und her; sie „schwänzeln“. Schon vor fast 60 Jahren hat der spätere Nobelpreisträger Karl von Frisch gezeigt, dass dieser Schwänzeltanz Informationen über Richtung und Entfernung der Futterquelle enthält: Die Richtung der Futterquelle relativ zum Sonnenstand entspricht der Ausrichtung der Tanzfiguren auf der vertikalen Bienenwabe relativ zum Lot. Die Entfernung ist mit dem Tanztempo korreliert.

Schwänzeltanz zeigt Richtung der Futterquelle an © Ruhruni Bochum

Dass die Bienen die symbolische Tanzinformation tatsächlich nutzen, wurde erst in den letzen Jahren eindeutig nachgewiesen. Völlig unklar blieb lange, wie die im Bienenballett enthaltene Information in der Dunkelheit des Bienennestes weitergegeben wird. Erst vor etwa zehn Jahren konnten die Forscher der Universität Bochum zeigen, dass von den Tänzerinnen abgegebene luftgetragene Schallsignale von essentieller Bedeutung sind. Dabei half ihnen eine computergesteuerte Roboterbiene, die auf der Wabe die Achterfigur des Bienentanzes durchläuft, schwänzelt, mit ihren künstlichen Flügeln auch die Tanzlaute abstrahlt und zwischen den Tänzen kleine Proben von Zuckerlösung an die umstehenden Bienen abgibt. Mit ihrer Hilfe haben die Wissenschaftler auch direkt experimentell untersucht, welche Signale die Bienen zur Weitergabe der Tanzinformation benutzen. So konnten sie unter anderem zeigen, dass die Animierung durch die Tänze ausbleibt, wenn kein Tanzlaut abgestrahlt wird: Stumme Tänze sind wirkungslos.

Zittertanz

Neben diesen luftgetragenen Schallsignalen kommen bei der Tanzkommunikation auch vibratorische Signale zum Einsatz: Bienen, die die Tänze verfolgen, erzeugen ein Signal, das die Tänzerin veranlasst, stehen zu bleiben und Futterproben an die umstehenden Bienen zu verteilen. Auch beim so genannten Zittertanz geben die Bienen solche Vibrationssignale ab. Sie dienen dann jedoch nicht zur Aktivierung der anderen Bienen, sondern zeigen, dass zu viel Nektar herangeschafft wird, der nicht mehr schnell genug verarbeitet werden kann. Der Tanz bremst dann die Schwänzeltänzerinnen.

Schütteltanz

Vibration spielt auch beim Schütteltanz eine Rolle: Dabei versetzt eine Arbeiterin ihren Körper durch schnelle Kontraktionen der Beinmuskulatur in Schwingungen und hält gleichzeitig häufig Kontakt zu einer Stockgenossin, die sie so „schüttelt“. Das Signal scheint eine aktivierende Wirkung auszuüben, die Bienen zum Beispiel zum Futtersammeln anzuregen.

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Stand: 17.09.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Mit Bienen im Gespräch
Chemische und akustische Kommunikation sozial lebender Insekten

Stumme Tänze wirken nicht
Die Choreographie der Bienentänze

Tanzgene bestimmen „Begabung“
DNA-Bruchstücke verraten Spezialistinnen für verschiedene Tänze

Vetternwirtschaft – nicht im Bienenvolk
Konkurrenz oder Bevorzugung kommt nur selten vor

Woher stammt das Verhalten?
Hören der Hummeln hilft bei Evolutionsforschung

Duft-Botschaften an die Brut
Pheromone als chemische Sprache der Bienen

Larven „rufen“ per Duft nach Nahrung…
…und Parasiten antworten darauf

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