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Medizin

Von Hämatokritwerten, Nachweismethoden und Sauerstoff-„LKWs“

Blutdoping ist kaum in den Griff zu bekommen

Dopinganalyse © NCI

Der Nachweis von EPO-Doping war lange Zeit nicht möglich, da sich körpereigenes und synthetisches Erythropoietin kaum unterscheiden. Deshalb nahm man bei den Dopinguntersuchungen zunächst den so genannten Hämatokritwert und damit den Anteil der Blutzellen am gesamten Blutvolumen zu Hilfe. Dieser liegt bei „normalen“ Menschen bei etwa 45. Bei Werten von 50 oder mehr – so die Wissenschaftler und Dopingfahnder – liegt EPO-Missbrauch nahe. Die betroffenen Sportler wurden auch aus gesundheitlichen Gründen mit einer Wettkampfsperre belegt, da bei diesen Konzentrationen die Blutverdickung zu Herzversagen führen kann.

Prominentester Überführter bei den Hämatokrituntersuchungen war vielleicht Marco Pantani, italienischer Radprofi und Tour de France Sieger von 1998. Er wurde im Jahr 1999 beim Giro d’Italia kurz vor Ende der Rundfahrt mit einem überhöhten Hämatokritwert von 52 aus dem Rennen genommen. Drei Jahre vorher, als EPO im Sport noch ein Geheimtipp war, hatte man bei Pantani sogar einmal einen Hämatokritwert von mehr als 60 gemessen…

EPO-Nachweis mittlerweile möglich

Seit Olympia 2000 wird nach EPO gleich mit zwei Analysevarianten gefahndet. Ein Bluttest erlaubt es, einen EPO-Missbrauch noch mehr als einen Monat nach der letzten Einnahme zu ermitteln. Aber auch ein Urin-Test wird häufig durchgeführt um dopende Sportler zu enttarnen.

Durch die gerade in den letzten Jahren vermehrt durchgeführten Trainingskontrollen konnte das EPO-Doping zumindest teilweise eingedämmt werden. Nach Meinung von Experten gibt es für „findige“ Athleten, Ärzte und Trainer aber immer noch Möglichkeiten genug, den EPO-Konsum erfolgreich zu verschleiern und so unentdeckt zu bleiben.

Sauerstoff-„LKWs“ als Dopingmittel

Wissenschaftler vermuten zudem, dass viele Sportler mittlerweile auf neue, ähnlich wirkende Mittel wie Hemopure oder Oxyglobin umgestiegen sind. Dabei handelt es sich jeweils um eine Lösung aus (Rinder-)Hämoglobin, die Sauerstoff binden und über das Blut im ganzen Körper verteilen kann. Auch hier gilt die bewährte EPO-Erfolgsformel „mehr Sauerstoff = mehr Ausdauer = bessere Leistung“.

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Einen Vorteil gegenüber EPO besitzen die neuen Drogen dennoch: Die Wirkung setzt sofort nach der Injektion ein. Es reicht demnach, wenn die Athleten kurz vor dem Start einen Dopingcocktail vom Arzt erhalten, um einen Leistungssteigerung zu erzielen. Und sicher nachweisbar sind diese Mittel mit den bekannten Tests auch (noch) nicht…

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Stand: 20.08.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Doping
Siege, Rekorde und Medaillen um jeden Preis?

Johan Mühlegg, Ben Johnson, Marco Pantani...
Schwarze Schafe oder nur die Spitze eines Eisbergs?

Was ist eigentlich Doping?
Über das Problem einer allgemein verständlichen Definition

EPO und Wachstumshormone als Maß aller Dinge
Die aktuellen "In"-Wirkstoffe der Dopingszene

Von Hämatokritwerten, Nachweismethoden und Sauerstoff-„LKWs“
Blutdoping ist kaum in den Griff zu bekommen

Ein körpereigenes Mittel auf dem Vormarsch
Doping mit Wachstumshormonen

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