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Klima

Wie Kängurus das Weltklima retten können…

Methoden zur Methanreduzierung

Auch Schafe produzieren Treibhausgase © ARS/USDA

Kängurus sind erstaunliche Tiere: Sie hüpfen auf ihren mächtigen Hinterbeinen durch das australische Outback, wobei sie ihren Schwanz als Stütze und Steuer benutzen, ihre Nachwuchs tragen Skippy & Co. monatelang in Beuteln spazieren und ihre Fähigkeiten als „Boxer“ sind legendär.

Doch noch aus einem anderen Grund sorgen die Kängurus im Moment für Aufsehen: Wissenschaftler wollen mit ihrer Hilfe den Methan-Ausstoß von Kühen und Schafen verringern und so ihren Teil dazu beitragen, das Weltklima zu retten.

Wieso aber gerade Kängurus? Den Forschern war bei wissenschaftlichen Experimenten aufgefallen, dass die Beuteltiere, selbst wenn sie größere Mengen an Gras fressen, keinerlei Methan in die Atmosphäre ausstoßen. Im Magen der Kängurus fanden sie an seiner Stelle Acetat. Wie konnte das sein? Sollten dort vielleicht andere Mikroben bei der Zersetzung des Grases beteiligt sein? Die Wissenschaftler machten sich sofort auf die Suche, um dem Geheimnis der Kängurus auf die Spur zu kommen. Mittlerweile haben die Forscher aus Queensland über 40 „verdächtige“ Arten isoliert und die Suche ist noch längst nicht zu Ende.

Ist der gesamte wertvolle Bakterien-Cocktail erst ermittelt, sollen die Mikroben zusammen mit einer Zuckerlösung dem Futter der Kühe und Schafe beigemischt werden und als Methanbremse für Wiederkäuer funktionieren. Das von den Bakterien produzierte Acetat könnte den Tieren als zusätzliche Energiequelle dienen und so die Milchproduktion noch weiter steigern. Erste Tests sind bereits im Gange…

Antikörper gegen Methanbakterien

Kalb © ARS/USDA

Wissenschaftler der Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation (CSIRO) in Australien verfolgen einen anderen Weg, um die Treibhausgase von Rindern oder Schafen in den Griff zu bekommen. Sie haben jetzt mehrere Impfstoffe entwickelt, die die Antikörperproduktion gegen die gaserzeugenden Bakterien ankurbeln sollen.

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Zwei Vakzine werden zurzeit bereits an Schafen getestet und die ersten Ergebnisse sind ermutigend. Um rund zehn Prozent – so haben die Wissenschaftler ermittelt – sind die Methanemissionen der untersuchten Tiere in kurzer Zeit durch den Impfstoffeinsatz gesunken. Die Forscher gehen aber davon aus, dass sich diese Quote noch verbessern lässt. „Basierend auf unseren bisherigen Versuchen mit Schafen erwarten wir, dass der kommerzielle Impfstoff die Methanemissionen der Tiere um etwa 20 Prozent senken wird“, sagt dazu Rob Kelly von CSIRO.

Mit Tanninen die Gasproduktion senken

Andere Forscher dagegen kümmern sich um neue Futterpflanzen, die genauso nährstoffreich sind wie die heutigen, aber zu weniger Methan bei der Verdauung führen. Ein erstes Ergebnis der Experimente ist die Pflanze Legume Lotus. Sie enthält vor allem größere Mengen an Tanninen, die als natürliche Wachstumshemmer bekannt sind und auch vor bakteriellem Abbau schützen sollen.

Känguru © IMSI MasterClips

Nach Angaben der neuseeländischen Wissenschaftler sorgt die neue Weidepflanze dafür, dass der Methanausstoß der Schafe und Rinder um durchschnittlich rund ein Sechstel abnimmt. Auch Forscher in Deutschland vom Forschungsinstituts für die Biologie landwirtschaftlicher Nutztiere (FBN) interessieren sich für die Tannine. Ulrike Schönhusen und ihre Kollegen in Dummerstorf bei Rostock haben im Jahr 2002 diese pflanzliche Substanz näher untersucht.

Die Tannine wurden im Rahmen der Studie unter anderem der Futterration der Versuchstiere beigemischt. Das Ergebnis der Experimente war vielversprechend. Die Messungen belegten, „dass kondensierte Tannine die Methanbildung spezifisch und dosisabhängig hemmen“, wie Schönhusen & Co. im Jahr 2002 im Magazin „Forschungsreport“ berichten. „Dieser Effekt war auch nach längerer Fütterungsdauer noch nachweisbar“, so die Forscher weiter.

So weit so gut. Doch die Erforschung der Tannine ist längst noch nicht abgeschlossen. Und auch bei den Känguru-Bakterien und Impfstoffen sind noch einige Forschungsklippen zu umschiffen. Bis daraus konkrete Vorschläge aus der Praxis abgeleitet werden können, wird es deshalb noch eine Weile dauern.

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Stand: 18.06.2004

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

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Was ist Methan?

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