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Technik

Giganten auf Stelzen

Troll A und andere Pfahlbauten

Die höchste künstliche Insel der Welt ragt 472 Meter in die Höhe, wiegt über eine Millionen Tonnen und steht inmitten der menschenleeren Weite der Nordsee: Die Gasförderplattform Troll A. Norwegens „größter Troll“ ist damit nicht nur die größte und schwerste Bohrinsel überhaupt, sondern auch der modernste Vertreter der Pfahlbauten – einer seit Jahrtausenden genutzten Bauweise für Behausungen auf dem Wasser.

Troll A © Norske Shell

Beton für 215.000 Einfamilienhäuser…

Heute steht die Plattform scheinbar unverrückbar in 300 Meter tiefem Wasser auf dem norwegischen Kontinentalsockel. Mehr als 100.000 Tonnen Stahl, 230.000 Tonnen Kies und 215.000 Tonnen Sand sorgen dafür, dass der toplastige Riese nicht „aus den Latschen kippt“. Für die Fundamente wurden insgesamt 245.00 Tonnen Beton verbaut, eine Menge, die ohne weiteres für 215.000 Wohnhäuser gereicht hätte. Die tragenden Säulen der Plattform sind 36 Meter tief im Meeresgrund verankert. Mithilfe aller dieser Anker und Gewichte soll der Troll A immerhin Wellen von bis zu 30 Metern Höhe mühelos standhalten können.

…ein rekordverdächtiger Transport

Bevor die Förderplattform jedoch diese Standfestigkeit und diesen Standort erreichte, hatte sie bereits einen abenteuerlichen Transport und einen weiteren Rekord hinter sich: Troll A ist die größte Betonkonstruktion, die sich jemals als Ganzes über die Erdoberfläche bewegt hat. Zehn der modernsten Schleppschiffe mit insgesamt 130.00 Pferdestärken waren nötig, um den mehr als eine Million Tonnen schweren Giganten an seinen Einsatzort, das Troll Gasfeld 80 Kilometer nordwestlich vor Bergen zu schleppen.

Während der riskanten Transportaktion ragte das auf den schlanken Säulen schwebende Deck der Plattform 140 hoch aus dem Wasser auf. Unter Wasser reichten die hohlen Tragesäulen „nur“ noch 227 Meter in die Tiefe. Sie hatten damit an einigen Meerespassagen gerade mal einen Spielraum von zehn Metern bis zum Meeresboden. Sieben Tage brauchte der angeleinte Koloss, bis er an Ort und Stelle war und seine Tragesäulen in den Meeresgrund abgesenkt wurden.

…und ein Modell für ganze Stadtteile?

Doch die für Troll A verwendete Technologie könnte in Zukunft vielleicht auch für ganz andere Inselbauten eingesetzt werden: Monaco, das Fürstentum im Kleinformat braucht mehr Platz für seine Schönen und Reichen – oder die sich dafür halten. Schon 1971 hatte sich Monaco durch einen aufgeschütteten Stadtteil, Fontvieille, ins Wasser hinaus erweitert.

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Transport von Troll A © Norske Shell

Heute allerdings ist aller Platz auf dem hier steil abfallenden Kontinentalsockel besetzt, Raum zum Ausweichen bietet nur noch das tiefere Wasser. Hier kommen nun die Offshore-Techniken der Bohrinseln ins Spiel. Einer der Entwürfe für das Fontvieille II sieht beispielsweise eine immerhin 100 Meter hohe Stelzenkonstruktion vor. Die unmittelbar vor der Küste verankerten 30 Pfahlbauplattformen sollen das Fundament für den neuen Stadtteil bieten. Feste Deiche und schwimmende Wellenbrecher dienen als Schutz vor Brandung und Sturmfluten.

Noch ist nicht einmal klar, ob der Stelzenstadtteil wirklich gebaut wird, da entwickeln die Architekten schon ganz andere Zukunftsvisionen für Monaco…

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Stand: 20.10.2003

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Künstliche Inseln
Von der Utopie zum aktuellen Trend?

Drang aufs Wasser
Künstliche Inseln gestern, heute und morgen

Palmen im Ozean
Ein Scheich, eine Vision und das Meer

Ein Flughafen im Meer
Die künstliche Insel Kansai Airport

"Land unter" für Kansai?
Ein Prestigeobjekt versinkt im Meer

Ingenieurskunst gegen das Versinken
Mit Kunststoffgewebe, Sandsäulen und Saugbaggern

Giganten auf Stelzen
Troll A und andere Pfahlbauten

Wenn Städte baden gehen...
Aquapolis als Zukunftsmodell?

Pontons, Jetset und ein Band aus Inseln
Die Visionen der Architekten

Wenn Inseln von alleine wachsen
Wolfgang Hilbertz und sein Biorock

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