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Informatik

Robo Advisor halten noch nicht ganz das, was sie versprechen

Finanztechnologien

In der der digitalen Vermögensverwaltung hapert es noch beim Kunden-Coaching. © pixabay.com, bertholdbrodersen

Die digitale Vermögensverwaltung nach intelligenten Algorithmen ist zum neuen Megatrend geworden. Portfolioverwaltung und Anlagestrategien, das sagen zumindest die Anbieter, erfolgen nach klar definierten Regeln und nicht mehr nur nach der Einschätzung des menschlichen Beraters. Studien zufolge gelten Robo Advisors zudem als zuverlässig, flexibel und sind auch kostengünstig und scheinen zudem auf jedes Risikoprofil des Anlegers die passende Antwort zu haben.

Noch genügend Luft nach oben

Doch zahlreiche Untersuchungen haben jetzt gezeigt, dass die Robo Advisors doch nicht halten, was die Anbieter versprechen. So hat „MyPrivateBanking Research“, eine unabhängige Marktforschungsgesellschaft, 31 Robo Advisors aus elf Ländern überprüft und kam im Zuge der „Global Robo Advisor Benchmarking 2017 – A One-Trick-Pony“-Studie zu dem Ergebnis, dass die umfassenden Anforderungen von Anlage-Managern und Investoren nicht erfüllt werden können.

„In den Bereichen Finanzplanung, Onboarding und Kundenbindung entsprechen die Robo Advisors nicht den Standards der digitalen Vermögensverwaltung“, so das recht ernüchternde Urteil des Instituts. Alarmierend seien auch die mittelmäßigen Resultate bei mobilen Angeboten. „Click & Invest“ (Großbritannien), „Scalable Capital“ (Deutschland) und „Schwab Intelligent Portfolios and Intelligent Advisory“ (USA) haben im Zuge des Tests besonders gut abgeschnitten und 76 Prozent erreicht. Knapp dahinter landeten „Vaamo“, „Wealthfront“ und „Moneyfarm“. Jedoch sind sich die Analysten einig, dass die führenden Anbieter aktuell nicht in der Lage sind, das ganze Potential der automatisierten Investment-Beratung auszuschöpfen. Im Bereich Kunden-Coaching würde es aktuell noch die meisten Schwierigkeiten geben: Auch wenn die besten Robo Advisors auf rund 90 Prozent kamen, so lag der Durchschnitt bei gerade einmal 53 Prozent – das „Client Coaching“ ist zudem die schwächste Fähigkeit der Robo Advisors.

Anlagestrategien der Robo Advisor ähneln denen traditioneller Vermögensverwalter. © pixabay.com, StockSnap

Deutsche bleiben skeptisch

Es sind Firmen wie „Easyfolio“, „Liqid“, „Ginmon“ oder auch „Vaamo“, die von der „Revolution der Geldanlage“ sprechen und sich als Alternative zur klassischen Bankberatung sehen. Aber es gibt auch Banken, die sich immer mehr mit dem Trend befassen – so gibt es bei der Deutsche Bank bereits zwei Anlage-Roboter; Comdirect, die Commerzbank-Tochter, hat ebenfalls neue Varianten ins Leben gerufen.

Doch bisher sind die Deutschen wenig begeistert. Während in den USA mehrere Milliarden von den Robo Advisors verwaltet werden, so sind es in Deutschland gerade einmal 800 Millionen Euro. „Der Markt ist riesig“, so Sabine Schoon, die Bereichsleiterin der Comdirect, „jedoch geben die deutschen Kunden nur sehr ungern ihr Geld an unbekannte und nicht etablierte Start-ups weiter. Zudem schreckt die Vorstellung ab, dass das Geld automatisch verwaltet wird.“ Das ist auch der Grund, warum Comdirect nun eine Kombination aus Roboter und Mensch anbietet. So kann der Kunde selbst entscheiden, ob er Tipps vom Robo Advisor oder vom Bankberater haben möchte. „Das Angebot, das dafür sorgt, dass der Kunde am Ende selbst entscheiden kann, kommt aktuell sehr gut an“, so Schoon.

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Doch haben die Deutschen Angst vor den Robo Advisors oder geht es um ihre Liebe zu den altbekannten Produkten? Schlussendlich sparen die meisten Deutschen noch immer per Festzins. Aktien, Fonds, CFDs oder der Devisenhandel spielen kaum eine Rolle. Davon profitiert vor allem das Hamburger Fintech Deposit. Bereits zwei Milliarden Euro konnte man schon vermitteln – das Unternehmen bietet nämlich den Sparern an, dass sie über die Hausbank auf fremde Geldhäuser zugreifen können, sodass sie den höchsten Zinssatz für Tages- oder Festgeld bekommen. Ob Banken aus Lettland oder Rumänien – aufgrund der Tatsache, dass höhere Zinssätze angeboten werden und zudem auch die Einlagensicherung in Höhe von 100.000 Euro besteht, sind die Deutschen begeistert.

„Zahlreiche Kunden legen fünfstellige Beträge an“, so Tim Sievers, der Firmengründer. Comdirect hat aber noch nicht aufgegeben und will die Deutschen – Schritt für Schritt – an den Wertpapierhandel heranführen. So bietet Comdirect den Sparern an, kleine Beträge in ETFs zu investieren. Je geringer die Beträge, umso geringer ist das auch Risiko eines hohen Verlusts – vielleicht ist das der richtige Weg, um die Deutschen an die Börse zu bringen.

(Der Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der externen Autorin Michaela Scherer., 03.04.2018 – )

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