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Geowissen

Nachhaltig oder verschwenderisch? Die Stadt der Zukunft

Urbanistik

Burj Khalifa in Dubai © Colin Capelle / CC BY 2.0

Spätestens seit Beginn des Industriezeitalters wird die Stadt immer mehr zum natürlichen Habitat des Menschen. Hinsichtlich der Städteentwicklung sind jedoch gegenläufige Trends zu beobachten: Einerseits ist da der Drang zu immer spektakuläreren Bauprojekten, andererseits das Streben nach smarten und umweltfreundlichen Städtelandschaften.

Hoch hinaus

828 Meter misst der Burj Khalifa, damit ist der Wolkenkratzer das bisher höchste Bauwerk der Welt. Außer dem allgegenwärtigen Wüstenstaub dürfte besonders eines den Bauherren aus Dubai den Ausblick von der weltweit höchsten Aussichtsplattform in 555 Metern Höhe trüben: Das Gebäude trägt den Namen des Herrschers von Abu Dhabi, anstatt wie geplant Burj Dubai zu heißen. Der Grund: Dubai stand 2009 kurz vorm Staatsbankrott, Abu Dhabi half mit 10 Milliarden Dollar aus. Die damalige Finanzkrise ließ auch ein anderes Megaprojekt in Dubai fast untergehen. The World, die gigantische künstlich aufgeschüttete Inselgruppe lag nach ihrer Fertigstellung 2009 quasi brach. Die Meeresströmung drohte gar, Teile der Inseln wegzuspülen. Erst seit kurzem wird an dem Projekt weitergearbeitet. Ohnehin bleibt Gigantismus weiterhin die Antriebsfeder beim Städtebau in der arabischen Welt. In Saudi-Arabien entsteht derzeit der Jeddah Tower, geplante Höhe – über 1.000 Meter; die Einweihung ist für 2020 geplant. In Dubai soll derweil pünktlich zur Expo 2020 ein von Stararchitekt Santiago Calatrava entworfener neuer Turm entstehen, dessen finale Höhe noch geheim gehalten wird. Das vornehmlich als Aussichtsturm entworfene Bauwerk soll eine Milliarde Euro kosten und den schlichten Namen „The Tower“ tragen. Vielleicht heißt es diesmal auch nach der Fertigstellung noch so.

Smart statt wüst

Es geht aber auch anders. Nachhaltigkeit und Vernetzung stehen im Fokus von sogenannten Smart Cities, die einen umweltfreundlichen Gegenentwurf zu den vorgenannten Megaprojekten darstellen.

Auch hier mischt Abu Dhabi mit. Seit 2008 befindet sich in unmittelbarer Nähe der Hauptstadt die Ökostadt Masdar im Bau. Strom wird mit Wind- und Solarkraft erzeugt. Die Temperatur innerhalb der Stadt soll durch eine geschickte Anordnung der Gebäude, die die Luftzirkulation in den Straßen verbessert, heruntergekühlt werden. Windtürme, die den Wüstenwind aufnehmen und als gekühlte Luft in die Straßen lenken, ergänzen das Konzept und sind in der arabischen Welt seit Jahrhunderten verbreitet. Ursprünglich sollte die auf 40.000 Einwohner ausgelegte Stadt bereits in diesem Jahr fertiggestellt sein, ein neuer Zeitplan gibt nun 2025 als Ziel vor.

Europa hat ebenfalls die Zeichen der Zeit erkannt. Mittels der durch EU-Fördergelder finanzierte Initiative GrowSmarter entstehen in Stockholm, Barcelona und Köln zahlreiche Klein- und Großprojekte. Die energetische Gebäudesanierung, ausleihbare Elektroautos und E-Bikes oder die Entwicklung von Smarphone-Apps für Carsharing und Parkplatzsuche stehen dabei unter anderem auf dem Programm.

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Auch in Asien erprobt man Konzepte für den Städtebau der Zukunft. In Südkorea entstand so die am Reißbrett konzipierte Hightech-Stadt Songdo, die auf energiesparende Funktionalität ausgelegt ist. Es gibt sogar ein vollautomatisches Müllentsorgungssystem. Zudem verfügt die Stadt über ein Rechenzentrum, das Energie- und Verkehrsdaten analysiert sowie Ampelschaltungen und Energie-Output bedarfsgerecht steuert. Doch auch Goerge Orwells Dystopie vom Überwachungsstaat ist in Songdo allgegenwärtig: Personalisierte Chipkarten sammeln und übermitteln Benutzerdaten, allerorts erfassen Kameras jede Bewegung. Ob überwacht, grün, gigantisch oder eine Mischung aus alldem – die Stadt der Zukunft fasziniert. Informationen und Reportagen zu spektakulären Bauvorhaben und der Zukunft der Stadtentwicklung gibt es auf dem Portal UrbanHub zu lesen.

(, 07.06.2016 – )

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