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Technik

»Smart Glasses« bringen Durchblick in die Produktion

Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT

»Smart Glasses«, intelligente Datenbrillen, können in der Produktion dabei helfen, Maschinen zu bedienen, Paletten richtig zu stapeln oder Kontakt mit Experten aufzunehmen. Das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT in Aachen entwickelt eine Software, mit der Smart Glasses Industrieunternehmen in Zukunft dabei unterstützen können, wertschöpfende Prozesse zu beschleunigen und Wissen über Standortgrenzen hinweg in Echtzeit zu teilen – ganz im Sinne der »Industrie 4.0«.

Die Datenbrille umfasst eine Kamera für Video- und Bildaufnahmen sowie ein Display und ist damit in der Lage alle Arbeitsschritte schnell und direkt am Arbeitsplatz zu visualisieren. So können beispielsweise neue und ungeschulte Mitarbeiter dazu befähigt werden, ab dem ersten Tag selbstständig zu lernen und zu arbeiten. Aber auch routinierten Mitarbeitern, denen etwa bei Variantenwechseln des Produkts leicht Fehler unterlaufen, kann die Brille helfen. Das steigert im Unternehmen nicht nur die Produktivität, sondern trägt auch dazu bei, dem aktuellen Fachkräftemangel zu begegnen.

Einsatzfelder für Smart Glasses mit der neuen Software sehen die Fraunhofer-Forscher vor allem in der Industrie: Dort lohnt sich der Einsatz besonders bei komplexen Arbeitsabläufen. Denn durch das Tragen der Datenbrille muss sich der Nutzer nicht mehr von seiner Tätigkeit abwenden, um zum Beispiel in Arbeits- oder Prüfanweisungen nachzuschlagen. Das Gleiche gilt für Dokumentationstätigkeiten, die dank der Brille parallel zu den wertschöpfenden Prozessen erledigt werden können.

Wie kommen die Prozessschritte in die Brille?

Die Software des Fraunhofer IPT arbeitet mit kommerziell erhältlichen Datenbrillen, die über ein Android-Betriebssystem verfügen, und macht diese nun auch für die Industrie nutzbar. Mit einem sogenannten Prozess- und Kontexteditor lassen sich einzelne Schritte manueller oder hybrider Prozesse modellieren. Mitarbeiter eines Unternehmens können dann anhand einer App auf ihrer netzwerkfähigen Brille Verbindung zu der Software herstellen und die Prozessschritte der Reihe nach ausführen. Dazu scannen sie mit den Smart Glasses zu Beginn eines jeden Arbeitsauftrags zum Beispiel einen QR-Code. Die Navigation zum nächsten Prozessschritt oder eine Wiederholung des vorherigen erfolgt dann durch eine Gesten- oder Sprachsteuerung.

Smart Glasses erleichtern damit nicht nur Produktionsvorgänge. Sie können auch prozessbezogene Informationen, zum Beispiel zu Rüst- oder Durchlaufzeiten, innerhalb des Unternehmens schneller verfügbar machen. Auf diese Weise lassen sich ultrakurze Qualitätsregelkreise aufbauen – sogar über Standortgrenzen hinaus.

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Außerdem können Mitarbeiter im laufenden Prozesses auf weitere praktische Apps zugreifen: So müssen zum Beispiel Verbesserungsvorschläge am Produkt und im Prozess oder auch Fehlermeldungen bald nicht mehr aufwändig schriftlich dokumentiert werden, sondern können sofort am Ort des Geschehens durch Bild-, Video- und Sprachaufzeichnung eindeutig erfasst werden. Auch ein direkter Kontakt mit Entwicklern über Videotelefonie ist möglich, sodass akute Probleme unmittelbar gemeinsam gelöst werden können.

Obwohl Smart Glasses bereits jetzt die manuelle Produktion in der Industrie erheblich erleichtern könnten, sehen die Forscher des Fraunhofer IPT das Potenzial der Datenbrille damit noch längst nicht erschöpft: Durch eine sogenannte Kontextmodellierung lassen sich beispielsweise anhand stochastischer Analysen kontextbezogener Daten Fehlermuster in bestehenden Arbeitsabläufen aufdecken. Im nächsten Schritt können dann Rückschlüsse auf Fehlerquellen und -ursachen gezogen werden, um im Sinne eines präventiven Risikomanagements in Zukunft vorzubeugen. Auch können Verbesserungen eingeleitet und erprobt sowie ihre Wirksamkeit schneller und leichter überprüft werden.

(Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT, 08.04.2015 – AKR)

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