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Gesellschaft

Spielregeln fürs wissenschaftliche Schreiben

Hochschule Konstanz

Plagiatsvorwürfe sorgen regelmäßig für Schlagzeilen, ganze Forschungsprojekte stehen am Pranger wegen formaler Mängel beim Zitieren. Davor soll das Praxisbuch „Wissenschaftlich Schreiben“ von Prof. Dr. Gabriele Thelen und Dr. Monika Oertner bewahren.

Die beiden Dozentinnen der Hochschule Konstanz – Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) zeigen in ihrem Lehrwerk auf, wie Studierende und Forscher ihre Erkenntnisse aufbereiten können, um wissenschaftlichen Ansprüchen zu genügen. Besondere Bedeutung messen sie dabei dem sofortigen Ausprobieren des Erlernten in praktischen Übungen bei.

Ratgeber zum wissenschaftlichen Schreiben gibt es viele. Doch nur wenige bieten konkrete Unterrichtsideen mit Übungsvorlagen und Musterlösungen an, die Schreibtrainer in ihren Kursen direkt verwenden können. Im Hochschulbetrieb sind die Schreibtrainer meist keine ausgebildeten Pädagogen, sondern fortgeschrittene Studierende (Tutoren), die zwar eigene Erfahrungen im Hausarbeitenschreiben mitbringen, aber nicht über einen didaktischen Hintergrund verfügen.

Großer Bedarf an Unterstüzung

„Wir haben gesehen, dass der Bedarf an Unterstützung für Schreibtrainer groß ist“, sagt Prof. Thelen, die seit über zwei Jahrzehnten an verschiedenen Hochschulen Studierende und Lehrende im wissenschaftlichen Schreiben trainiert. An der Hochschule Konstanz, wo sie seit drei Jahren als Professorin für interkulturelle Kommunikation lehrt, traf sie eine Gleichgesinnte. Gemeinsam mit Dr. Oertner konnte sie ihr lange geplantes Buchprojekt realisieren. Dritte im Bunde war Ilona St. John, die in München an ihrer Dissertation zum Thema „Wissenschaftliches Schreiben“ arbeitet.

Dr. Oertner sah sich 2011 in der neu geschaffenen Schreibberatung der HTWG selbst in die Situation versetzt, Schreibkurse zu planen und durchzuführen, ohne auf vorhandenes Lehrmaterial zurückgreifen zu können. Die Erfahrungen der Dozentinnen aus ihren Workshops, Kursen und Seminaren sind in ihr gemeinsames Buch eingeflossen. Die Vorgaben, die darin gemacht werden, bilden einen Querschnitt der Ratgeberliteratur ab und basieren auf dem Austausch mit Dozenten aus technischen, natur-, geistes- und sozialwissenschaftlichen Fächern.

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Die drei Autorinnen sind sich des Wagnisses bewusst, das sie mit dem großen Adressatenkreis eingehen, schließlich sprechen sie sowohl Lehrerinnen und Lehrer, Tutorinnen und Tutoren, Dozentinnen und Dozenten als auch Schülerinnen und Schüler und Studierende aller Fachrichtungen an. „Die grundlegenden Qualitätsstandards gelten in allen Fächern gleichermaßen“, ist Dr. Oertner überzeugt. Dennoch empfehlen die Autorinnen ihren Lesern, sich zusätzlich über die jeweiligen Besonderheiten ihres Faches bei den betreffenden Fachstellen zu informieren. „Wir haben pragmatisch agiert und die Wissenschaftsdiskussion zugunsten der Vermittlungsfunktion ausgeblendet“, so Prof. Thelen.

Geeignet zum Selbststudium

Die Struktur des Lehrwerks lädt zunächst in einem rezeptiven Teil zur Erarbeitung wissenschaftlicher Standards ein. Im umfangreicheren zweiten – produktiven – Teil durchlaufen die Leser bzw. Kursbesucher alle Etappen des Arbeitsprozesses beim Schreiben einer Thesis oder eines wissenschaftlichen Aufsatzes: von der Themenfindung und Gliederung bis zur Überarbeitung und Endkorrektur. Jedes der vierzehn Kapitel entspricht in etwa einer neunzigminütigen Seminarsitzung. Die Module mit Gruppen , Partner , Einzelübungen und Plenumsdiskussionen können jedoch auch frei kombiniert werden. Mit seiner übersichtlichen und pfiffigen Gestaltung eignet sich das Buch auch gut zum Selbststudium.

„Schüler werden in den seltensten Fällen mit wissenschaftlichen Standards vertraut gemacht, und auch Studierende haben immer weniger Möglichkeiten, wissenschaftliches Schreiben in Hausarbeiten zu trainieren“, hat Prof. Thelen beobachtet. Mit dem neuen Lehrwerk werden diese Lücken geschlossen. Praktisches Ausprobieren ist dabei für die Autorinnen unabdingbar. Denn, so betonen sie in ihrem Vorwort: Wissenschaftliche Schreibkompetenz ist keine angeborene Fähigkeit.

(Hochschule Konstanz, 27.05.2014 – AKR)

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