Anzeige
Technik

Maschinen- und Anlagenbau muss sich für Zukunft rüsten

EBS Universität für Wirtschaft und Recht

Nur 16 Prozent der Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus sind nach eigener Einschätzung gut oder sehr gut auf anstehende Veränderungsprozesse vorbereitet. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Institute for Transformation in Business and Society“ (INIT) der EBS Universität für Wirtschaft und Recht. 86 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits in der Vergangenheit Erfahrungen mit Veränderungsprozessen gesammelt, dabei jedoch mehr als 40 Prozent die selbst gesetzten Ziele verfehlt. Daraus ergibt sich ein enormes Verbesserungspotenzial.

Der Maschinen- und Anlagenbau ist der größte industrielle Arbeitgeber Deutschlands und einer der wichtigsten Industriezweige. Rund zwei Drittel der deutschen Produktion gehen in den Export. Entsprechend sensibel reagiert die Branche auf globale konjunkturelle Einbrüche sowie neue Wettbewerber und Technologien. Veränderungen vorauszusehen, sich auf diese einzustellen oder besser noch sie voranzutreiben ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor. Den sich daraus ergebenden Veränderungsdruck untersucht die Studie „Transformationsstrategien für die Zukunft – Das strategische Dilemma des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus“ des Institute for Transformation in Business and Society der EBS Universität.

„Vor allem veränderte Kunden- und Marktanforderungen, technologische Entwicklungen und neue Wettbewerber aus den Schwellenländern zwingen zur Veränderung in der Ausrichtung der Maschinen- und Anlagenbauer“, so Professor Dr. Peter Russo, Leiter der Studie und Direktor des INIT. Neue Produkte müssen immer schneller auf den Markt gebracht werden. Rund 60 Prozent der befragten Unternehmen des deutschen Maschinen- und Anlagenbaus sehen sich unter großem Transformationsdruck, doch nur 16 Prozent erachten ihr Unternehmen als gut oder sehr gut auf eine bevorstehende Veränderung vorbereitet. Diese gravierende Lücke zeigt den enormen Nachholbedarf, der in puncto Transformationsfähigkeit besteht.

Dass es Ausnahmen gibt, zeigt das Beispiel Trumpf Gruppe. Berthold Leibinger, bis letztes Jahr Vorsitzender der Aufsichtsgremien des Maschinenbaukonzerns: „Transformation ist Teil unseres Unternehmenszwecks, wir forschen und suchen nach immer neuen Wegen“, so Leibinger in einem Interview im Rahmen der Studie. Transformation muss Chefsache werden und es muss ein neues Gesamtverständnis etabliert werden, so die Studienergebnisse. Zwar haben 86 Prozent der befragten Unternehmen in der Vergangenheit Erfahrungen mit Veränderungsprozessen gesammelt, bei der Mehrzahl dieser Projekte (64 Prozent) standen jedoch Restrukturierungen und die Konzentration auf das Kerngeschäft im Mittelpunkt. Zukunftsgerichtete Maßnahmen wie die Erschließungen neuer Märkte und Geschäftsfelder oder Unternehmensakquisitionen spielten dagegen nur eine relativ untergeordnete Rolle (rund 29 Prozent).

Den Erfolg der Veränderungsprozesse beurteilen die Befragten kritisch: Nach eigener Einschätzung verfehlten mehr als 40 Prozent die selbst gesetzten Ziele. Lediglich rund 60 Prozent waren mit dem Erfolg ihres letzten Veränderungsprozesses zufrieden (Zielerreichung 80 Prozent und mehr). Unterscheidet man zwischen wirtschaftlich erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen, so zeigt sich, dass 86 Prozent der erfolgreichen bei der letzten Transformation einen Gesamterfolg von mehr als 80 Prozent aufwiesen. Von den weniger erfolgreichen Unternehmen waren dies lediglich 44 Prozent. Eine gut durchgeführte und somit erfolgreiche Transformation steht folglich in einem deutlich positiven Zusammenhang zum wirtschaftlichen Erfolg.

Anzeige

Die EBS Studie hat zehn Elemente definiert, die die Transformationsfähigkeit bestimmen. Augenfällig ist: Bei Unternehmen, die in den letzten drei Jahren ihre selbst gesteckten Ziele bezüglich Umsatzwachstum, Kundenzufriedenheit und Profitabilität erreichten, sind die fachliche Kompetenz und die Mitarbeiterführung des Managements deutlich stärker ausgeprägt als bei den weniger erfolgreichen Unternehmen. Um das Potenzial zukünftiger Transformationen zu nutzen, müssen demnach die Management- und Organisationskompetenzen verbessert werden. Den größten Nachholbedarf stellt die Studie beim unternehmensinternen Wissensaustausch, dem Human Resource Management und der strategischen Weitsicht fest. Gerade die Mitarbeiter sieht Manfred Wittenstein, ehemaliger Präsident des VDMA und bis Sommer dieses Jahres Vorstandsvorsitzender der Wittenstein AG, in einer wichtigen Rolle: Gerade die jungen Mitarbeiter, so Wittenstein im Gespräch mit der EBS Universität, „werden die Unternehmen verändern“.

Unterschätzt wird von allen Unternehmen des Maschinen- und Anlagenbaubaus zudem der Nutzen externer Ressourcen. Erfolgreiche Innovatoren, vor allem in konsumentennahen Industrien, ziehen heutzutage bereits in großem Ausmaß externe Ressourcen heran, um ihr auf den eigenen Markt beschränktes Wissen zu erweitern und neue Wege zu gehen. Die Zukunftsfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaubaus wird demnach auch von der Fähigkeit abhängen, Methoden und Tools eines modernen Innovationsmanagements zu nutzen. Open Innovation, und insbesondere Crowd Innovation, sind Ansätze, die unter Umständen geeignet sind.

(EBS Universität für Wirtschaft und Recht, 18.11.2013 – KSA)

Teilen:
Anzeige

In den Schlagzeilen

News des Tages

Fusionsplasma

37 Millionen Grad im Fusionsplasma

Voyager 1 sendet wieder

„Anti-Aging-Geheimnis“ der Geiseltal-Frösche gelüftet

Video: Flug über einen außerirdischen Lavasee

Diaschauen zum Thema

Dossiers zum Thema

CeBIT 2012 - Neues aus der Welt des digitalen Arbeitens und Lebens

Bücher zum Thema

Expedition Zukunft - Wie Wissenschaft und Technik unser Leben verändern von Nadja Pernat

Projekt Zukunft - Die Megatrends in Wissenschaft und Technik von Hans-Jürgen Warnecke

Top-Clicks der Woche