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Technik

Modulares Halbschalensystem für nachhaltige Gebäude

Hochschule Bochum

Die Hochschule Bochum hat sich in besonderer Weise dem Anliegen der Nachhaltigkeit verpflichtet. Deshalb ist sie stolz darauf, dass einer ihrer Wissenschaftler für den BMBF-Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“ 2013 nominiert wurde: Prof. Dr. Andrej Albert ist Mitglied einer Forschergemeinschaft, die ein ressourcenschonendes Bauverfahren für Betondecken entwickelt hat. Gemeinsam mit weiteren Experten der Technischen Universität Kaiserslautern und dem Wiesbadener Unternehmen Cobiax Technologies hat der Stahlbetonbauexperte eine Technik entwickelt, bei der Hohlkörpermodule aus recyceltem Kunststoff in die Decke eingegossen werden. Sie nehmen so den Platz des energieintensiven Betons an den Stellen ein, an denen er für die Tragfähigkeit nicht benötigt wird.

Prof. Albert lehrt seit 2004 Massivbau an der Hochschule Bochum und leitet gemeinsam mit zwei Kollegen das Institut für Beton- und Fertigteilbau. Bereits seit seinem Studium befasst er sich mit Forschungen zum Stahlbetonbau und auch speziell mit Hohlkörperdecken.

Rund fünf bis sieben Prozent aller weltweiten CO2-Emissionen gehen auf das Konto der Zementherstellung. Im Rohbau sind Betondecken die mit Abstand größten Massen- und Volumenträger und bieten daher auch das höchste Potenzial bei der Einsparung von Ressourcen. Bereits seit Jahren bietet das hessische Unternehmen Cobiax Technologies daher Hohlkörpermodule in Kugelform aus 100-prozentig recyceltem Kunststoff an. Diese werden in Stahlbetondecken eingegossen und verdrängen dort den Beton. Bei nahezu gleichbleibender Tragfähigkeit verringern sie somit den Materialeinsatz besonders energieintensiver Baustoffe wie Beton und Stahlbewehrung. Der einzige Nachteil des Systems bestand bisher darin, dass die Technologie nur für Decken ab 35 Zentimetern Dicke und somit für ein begrenztes Einsatzfeld geeignet war.

Um die erfolgsversprechende Technologie auch für dünnere Deckenkonstruktionen nutzbar zu machen, wurde das gemeinsame Forschungsprojekt ins Leben gerufen. Als Ergebnis ist es gelungen, ein zweischaliges System zu entwickeln. Die seit Anfang 2013 bauaufsichtlich zugelassenen neuen Hohlkörpermodule bestehen – wie ihre kugelförmigen Pendants – aus 100-prozentig recyceltem Kunststoff.

Durch ihre geringe Bauhöhe sind sie für bauübliche Betondecken zwischen 20 und 35 Zentimetern Dicke geeignet, was rund 80 Prozent aller Anwendungen entspricht. „Der verringerte Materialeinsatz in den Decken reduziert den CO2-Ausstoß beim Bau eines Gebäudes um bis zu 15 Prozent. Gleichzeitig senken wir den Primärenergiebedarf um bis zu 22 Prozent“, erklärt Cobiax-Geschäftsführer Karsten Pfeffer. Hinzu kommt ein weiteres Sparpotenzial: Wegen der verminderten Eigenlast und dem somit verringerten Gewicht der Decken, können auch weitere tragende Bauteile des Gebäudes wie Stützen schlanker dimensioniert und somit weiteres Material eingespart werden. „Bei konsequenter Nutzung unserer Technologie können allein in Deutschland jährlich rund sieben Millionen Tonnen Beton und 150.000 Tonnen Stahl eingespart werden. Dies reduziert den CO2-Ausstoß um rund 600.000 Tonnen“, rechnet Pfeffer vor. Es sei daher nicht verwunderlich, dass die Nachfrage entsprechend hoch ist:

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Für diese Technologie wurde das Team aus Experten der Technischen Universität Kaiserslautern (Prof. Dr. Jürgen Schnell, Prof. Dr. Wolfgang Breit), der Hochschule Bochum (Prof. Dr. Andrej Albert) und des Hohlkörperdecken-Spezialisten Cobiax (Dr. Karsten Pfeffer, Dipl.-Ing. Volkmar Wanninger) nun für den Forschungspreis „Nachhaltige Entwicklungen“ nominiert, der im Rahmen des „Deutschen Nachhaltigkeitspreises“ ausgelobt wird und anwendungsorientierte Projekte mit besonders nachhaltigem Charakter honoriert. Das gab die 16-köpfige Fachjury des Deutschen Nachhaltigkeitspreises jetzt in Düsseldorf bekannt. Aus 68 Bewerbern nahm die hochkarätige Fachjury neben diesem Projekt auch noch zwei weitere Forschungsprojekte in die Vorauswahl. Der endgültige Gewinner des Forschungspreises wird am 22. November feierlich bekanntgegeben. Für die Forschergemeinschaft mit Prof. Andrej Albert heißt es nun „Daumen drücken“!

(Hochschule Bochum, 01.10.2013 – KSA)

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